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hielten. Die Freundschaft mit Fries dürfte für Sandhaas wohl auch deshalb
von Bedeutung gewesen sein, weil er sicher durch ihn die recht kostbare
Kunstsammlung von dessen Vater, dem Bankier und Fabrikanten Fries, in
Heidelberg kennenlernte. Die Kollektion enthielt Niederländer des 17.
Jahrhunderts, Bilder von Lorrain und Poussin und Werke von Josef Anton
Koch und Wallis55. Auch die berühmte Sammlung Boisseree, die damals
noch in Heidelberg war, dürfte Sandhaas in diesem Zusammenhang studiert
haben.
Den Höhepunkt in der künstlerischen Laufbahn stellte in der damaligen
Zeit eine Reise zu den Kunstschätzen Italiens und ein Studienaufenthalt in
der Gesellschaft der deutschen Künstlerkolonie in Rom dar. Im September
1823 wurde dieser Traum für Schiibach und Fries Wirklichkeit, und gemeinsam
traten sie die Reise nach Italien an, die für Fries vier und für
Schiibach fünf Jahre dauern sollte. Man kann sich leicht vorstellen, wie
schmerzhaft der Abschied für den zurückbleibenden Sandhaas gewesen
sein muß, und ab diesem Zeitpunkt sind verstärkte Bemühungen des jungen
Künstlers festzustellen, seine materielle Lage so zu verbessern, daß er seinen
beiden Freunden nachreisen könnte. Ende 1823 bis Ende 1824 hielt
sich Sandhaas in Freiburg i. B. auf, wo er wahrscheinlich für die Herder-
sche Kunstanstalt arbeitete, die der Kupferstecher Karl Barth aus Hildburghausen
damals leitete. Damit dürften sich bereits hier in Freiburg zwei Lebensläufe
gekreuzt haben, die wegen ihrer jeweiligen tragischen Entwicklung
auch heute noch Betroffenheit auszulösen imstande sind. Der als Sohn
eines Goldschmieds in Eisfeld geborene Zeichner, Kupferstecher und Dichter
Karl Barth (1787-1853)56 verlebte seine Jugend in Hildburghausen, wo
er trotz seiner niederen Herkunft durch das gemeinsame Interesse an der
Kunst die Freundschaft von Heinrich Kümmelmann, dem Sohn des Ministers
Kümmelmann, erwarb. Während eines vorübergehenden Aufenthaltes
in Darmstadt hatte Kümmelmann die Bekanntschaft Wilhelm Mercks gemacht
und mit diesem den Zeichenunterricht jenes nicht identifizierten älteren
in Darmstadt ansässigen Sandhaas genossen, von dem bereits die Rede
war (vgl. Anm. 22). Als gebildeter junger Mann und als angehender
Schüler der Dresdener Kunstakademie nach Hildburghausen zurückgekehrt
, sorgte Kümmelmann nun für das weitere Fortkommen Barths, indem
er ihn in die höfische Gesellschaft Hildburghausens einführte. Als Stipendiat
konnte Barth sich sodann in Stuttgart, München und Rom fortbilden.
Während seines Aufenthaltes in Rom (1817-1821) schloß er enge Freundschaft
mit dem Dichter Friedrich Rückert und mit Karl Philipp Fohr, den er
bei dessen Tod durch Ertrinken beim Baden im Tiber vergeblich zu retten
suchte. Das traumatische Erlebnis, daß er, um nicht selbst in den Fluten unterzugehen
, sich von dem an ihn sich klammernden Fohr befreien mußte,
verfolgte ihn Zeit seines Lebens. Aus Italien zurückgekehrt, wandte er sich
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