http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0463
Spitalblättern, verschiedene Anspielungen auf einen Romaufenthalt macht
(z. B.: Ich will wieder nach Rom. In Rom gibt es Makkaroni, Feigen, ein
Glas Semada und guten Tabak u.s.w."). An Blättern, die auf der Italienreise
von Carl Sandhaas entstanden, haben sich nur wenige auffinden lassen. In
Haslacher Privatbesitz befindet sich das Aquarell einer Figurengruppe (offensichtlich
handelt es sich um einen Streit zwischen zwei Familien) in einem
italienischen Hafen. Zwei zusammengehörige Aquarelle, einen Jungen
mit Apfel und einen Apfelpflücker darstellend („Darmstädter Mappe"),
dürften ebenfalls auf der Italienreise entstanden sein. Ob diese Reise nun
1826 oder 1828 stattgefunden hat, sei dahingestellt. Sicher ist, daß Sandhaas
in den ersten Dezembertagen 1826 (wieder) in München war66. Anfang
des folgenden Jahres versuchte Sandhaas, eine seiner wohl bedeutendsten
Arbeiten, eine großformatige Radierung (25 x 117 cm) „Der Leichenzug
", in Friesform mit einer ausgeklügelten, phantasievollen Arabeske, abzusetzen67
. Wie sehr sich seine Freunde Daniel Fohr und Gervinus in Heidelberg
sowie Hessemer in Gießen um den Verkauf des Blattes bemühten,
zeigen wiederum die Briefe von Gervinus an Hessemer68. Das Blatt sollte
der Anfang einer Folge von zehn bis zwanzig Darstellungen mit dem Titel
„Des Menschen Erdenwallen" oder „Von der Wiege bis zum Grabe" sein,
ein Titel, der sicher bewußt die Assoziation zu Goethes dramatischem Spiel
„Künstlers Erde wallen" wecken sollte. Aber bereits im Frühjahr mehrten
sich die Anzeichen dafür, daß die Euphorie, mit der das Projekt begonnen
wurde, verflogen war. Im Freundeskreis machte man sich Sorgen darüber,
wie es mit Sandhaas weitergehen sollte. Es häuften sich die Klagen über
Sandhaas' „Gasthausliegen, Marktschlendern, seine Liebhaberei für die
holde Weiblichkeit", und erstmals war konkret die Rede von seiner Krankheit69
. Mitte Mai kam es zu einer Art Krisensitzung in Heidelberg, an der
Gervinus, Daniel Fohr und Barth teilnahmen und auf der man den Plan diskutierte
, Sandhaas nach Frankfurt kommen zu lassen, wo Barth sich um ihn
kümmern wollte. Man war sich einig darüber, daß die allzu freigiebige Art
der Unterstützung, wie sie Hessemer von Gießen aus praktizierte, für Sandhaas
nur nachteilige Folgen hatte. Daniel Fohr sah darin sogar eine der wesentlichen
Ursachen für seine leichtfertige Mentalität. Hessemer selbst
steckte im Frühjahr und Sommer des Jahres 1827 in den Vorbereitungen für
seine große Italienreise, die er im August genehmigt bekam und die er im
September antrat70, so daß auch von daher für die Freunde Handlungsbedarf
bestand, sich stärker um Sandhaas zu kümmern.
Für das halbe Jahr, das zwischen Sandhaas' Abschied aus München im Juli
1827 und seiner Ankunft in Frankfurt im Dezember liegt, gibt es keinerlei
Hinweise auf seinen Aufenthaltsort. In den Reisebrichten Hessemers, die
Anfang September in Karlsruhe beginnen, gibt es keine Hinweise darauf,
daß er sich vor oder auf seiner Reise noch einmal mit Sandhaas getroffen
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