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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 481
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dem er mehrere Schlücke daraus trinkt, ohne einen Schaden zu empfangen.
Der Rest seiner Angaben beruht dagegen ausschließlich auf Erzählungen
Dritter. So berichtet er z. B., Anwohner des Sees hätten ihm versichert, daß
dort vor hundert Jahren Najaden gelebt hätten, die mit den Landleuten getanzt
und mit ihnen Geld, Getreide und Lebensmittel ausgetauscht hätten.
In dem Ort Kappeln, dem heutigen Kappelrodeck, wo er vor seinem Aufstieg
zum Mummelsee übernachtet hatte, wurde ihm bestätigt, im Rathaus
gäbe es Beweis- und Erinnerungsstücke an die Najaden, und eine dieser
Seejungfrauen hätte sich von den Liebesschwüren eines Bauernburschen
verleiten lassen, doch als er sie einmal gegen ihr Verbot an den See begleitet
hätte, hätte sich das Wasser, als Zeichen ihrer Bestrafung, in Blut verfärbt
. Erstaunlich ist nur, daß Loretus es unterließ, diese angeblichen Beweisstücke
in Augenschein zu nehmen, und zwar unter dem Vorwand, daß
es schon Nacht geworden sei. Ebenfalls aus dem Mund der Kappelrodecker
hörte Loretus die Geschichte einer Hebamme, die von einem Männlein aus
dem See gebeten worden war, seiner Frau bei der Geburt beizustehen. Als
Lohn für ihre Bemühungen hatte er ihr ein Büschel Stroh geschenkt, das
diese aber zurückgelassen hatte. Zu Hause angekommen, hatte sie jedoch
entdeckt, daß ein einziger Strohhalm, der ihr ohne ihr Wissen noch anhaftete
, aus reinstem Gold gewesen war. „Außerdem erzählten sie", schreibt Loretus
weiter, „ein Ritter habe seine ihm entführte Gattin aus diesem See
zurückgeführt, nachdem er 77 Seen durchsucht hätte"16.

Aber nicht nur in Kappelrodeck weiß man so mancherlei vom Mummelsee
zu berichten. Auch ein Jäger aus Seebach, den sich Loretus zum Führer genommen
hatte, versicherte ihm z. B. auf Grund eigener Versuche, daß der
See unergründlich sei und keine Fische dulde. Außerdem berichtete er, sowohl
der Markgraf von Baden als auch der Herzog von Württemberg hätten
den See besucht, wie noch ein großer Stein mit einer eingemeißelten Erinnerung
bestätige17.

Zehn Jahre nach Loretus' Aufstieg zum Mummelsee veröffentlichte Bartholomäus
Anhorn unter dem Pseudonym Philonem sein Buch „Magiolo-
gia, das ist ein Christlicher Bericht von dem Aberglauben und Zauberey,
fürgestellt durch Philonem". (Basel 1674/75)'8. Er berichtet darin u. a. von
einem kleinen See oder Teich in der Markgrafschaft Baden, ungefähr vier
Stunden von der Stadt Baden, womit aller Wahrscheinlichkeit nach unser
Mummelsee gemeint ist. Im Gegensatz zu Loretus erwähnt er dessen ungesundes
Wasser und behauptet, daß „wann jemand darinnen bade, er straks
an seinem ganzen Leib außfahre und kräzig werde". Interessanter ist jedoch
seine Aussage, daß zwei Jesuiten aus dem Collegio zu Baden zum Mummelsee
hochgewandert seien, um dort die Berichte über die durch hineingeworfene
Steine hervorgerufenen Unwetter zu überprüfen. Als sie zu Hause

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