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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 512
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Wirkung hatten, wirkten sie doppelt lustig, und darin lag der Humor"30. Sogleich
macht sich der Mediziner daran, ein paar eigene Gedichte in ähnlichem
Stil abzufassen, dann ein paar Sautersche Verse abzuwandeln, ein
paar unveränderte beizufügen und das Ganze an Eichrodt zu übersenden.
Dieser trägt freudig sein Teil bei: „Zum Ausarbeiten der Biedermaier verführte
mich einigermaßen auch die Reimlust, ohne daß mich innerer Drang
zu dichterischen Gestaltungen trieb. Da schwebten mir dunkle Figuren vor
dem Auge, wie ich da und dort sie schon wahrgenommen hatte ..."31. Ein
reger Austausch von Briefen mit Entwürfen läuft an, dann sichten und gliedern
Kußmaul und Eichrodt gemeinsam den Stoff. Im Sommer 1853 ist es
soweit - die umgedichtete und erweiterte Fassung eines druckreifen Werkes
ist abgeschlossen. Von Sauter ist nicht mehr die Rede, die Freunde haben
einen fiktiven Kleinbürger namens Gottlieb Biedermeier zum Autoren
ernannt32. Um den Schutz von Urheberrechten ist es ersichtlich noch
schlecht bestellt. Allemal findet Eichrodt trotz eifrigen Suchens keinen Verleger
für das Buch Biedermeier. Da besinnt er sich auf seine Beziehungen
zu den Fliegenden Blättern in München. In dieser Wochenschrift erscheinen
dann von 1854 bis 1857 fortgesetzt einzelne Gesänge Biedermeiers,
versehen mit witzigen Illustrationen33. Sie entsprechen der Erwartungshaltung
der Leserschaft dieses Blattes, finden mithin großen Anklang. Später
veröffentlicht Eichrodt Teile des Buches Biedermeier in seinen „Lyrischen
Karrikaturen" und im zweiten Bande seiner gesammelten Dichtungen. Eine
charakteristische Probe bietet die Gewitterbeschreibung, die so freimütig
das Sankt-Florians-Prinzip beschwört34:

Ein Wetter steht grad über der Erd,
wenn's nur ins Württembergische fährt!
Denn tut es bei uns sich entladen,
so haben wir den Hagelschaden.

Als Beispiel hat man es schon erlebt,
daß ein Gewitter vorüberschwebt;
der gütige Fürst von Baden
tut sich sonst weh, in Gnaden.

Doch wenn auch Hagel sich herbewegt,
wenn's nur nicht in die Kirch' einschlägt,
mitreißend auf schrecklichen Pfaden
des Herrn Pfarrers arme Waden.

Wie's neulich geschehn in Grimmelsbach,
wo auch der Herr Amtmann Ungemach
erlitt auf der Retiraden,
indem er war eingeladen.

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