http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0528
Das Museum und die Freizeit älterer Menschen -
Chancen und Möglichkeiten aktiver Freizeitgestaltung
Marie-Luise Marx
Vorbemerkung:
Der Anteil von nicht mehr im Erwerbsleben stehenden Menschen an der
Gesamtbevölkerung vergrößert sich in den kommenden Jahren durch frühzeitige
Verrentung und steigende Lebenserwartung kontinuierlich. Alter
und Ruhestand entsprechen sich nicht mehr länger. Die Lebensphase, die
mit dem Ruhestand einhergeht, umfaßt nun 30 bis 40 Jahre und erfordert einen
Gestaltungsbedarf, der sich nicht mehr an den traditionellen Wertmustern
orientieren kann. „Feierabend" und Müßiggang des „wohlverdienten
Ruhestandes" als Leitvorstellung für ein Drittel des Lebens sollten in Frage
gestellt werden. Es ist daher eine immer wichtiger werdende gesellschaftspolitische
Aufgabe, der älteren Generation genügend Möglichkeiten zu einer
aktiven Lebensgestaltung einzuräumen.
Freizeit und Alter:
In unserer Industriegesellschaft wird Freizeit allgemein als Komplementärbegriff
zur Arbeitszeit verstanden. Nach dieser Auffassung hätten alle im
Ruhestand lebenden Menschen nur noch Freizeit. Tatsächlich haben ältere
Menschen zwar sehr viel freie Zeit. Sie ist aber mit Aktivitäten ausgefüllt,
die zum Teil auch Arbeitscharakter haben können oder Pflichten beinhalten
. Freizeit im Alter wird somit verstanden als die Zeitspanne im Tagesablauf
, die unabhängig von notwendigen Tätigkeiten und Pflichten verbleibt,
um sie „nach Lust und Laune" frei zu gestalten. Der Begriff Freizeit ist für
jeden mit positiven Vorstellungen verbunden. Inhaltlich wird die Freizeit
bestimmt durch unterschiedliche Aktivitäten und Unternehmungen, die einen
aus dem häuslichen Alltagsleben hinausführen. Gleichzeitig ist die
Freizeit auch eine Zeit der Muße und Entspannung.
Opaschowski/Neubauer fanden in ihrer empirischen Untersuchung, daß zwei
Drittel der befragten Ruheständler die Freizeit positiv sehen, für selbstbestimmte
Aktivitäten schätzen und für Ruhe und Erholung nützen. Für mehr
als ein Drittel der Befragten schafft die Gestaltungsmöglichkeit der Freizeit
jedoch Probleme und Konflikte. Manch einer findet nicht ohne weiteres zu
einem selbstbestimmten und sinnerfüllten Tun, so daß Langeweile auftritt.
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