http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1992/0543
führt er das Schicksal des Geschlechtes der
Windecker vor und berichtet über die Leistungen
der Ritter als Vögte des Klosters
Schwarzach, als Lehensmannen der Grafen
von Eberstein, in deren Diensten sie in einen
Krieg gegen die Stadt Straßburg verwickelt
wurden, und als Vasallen der
Markgrafen von Baden. Über die Rolle,
welche die Windecker bei der frühen Entwicklung
der Gemeinde Bühl und wahrend
der Aufstände des Gugel Bastian und der
Bauern 1525 gespielt haben, zeichnet Gärtner
die Familiengeschichte bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts nach. Die Schrift ist,
obwohl sie viele Einzelheiten bringt und
ausführlich Quellen angibt, „nur" als „erster
Gesamtüberblick" gedacht, dem wohl
neben der in Aussicht gestellten neuen Edition
der Regesten der Herren von Windeck
bald eine breitere Abhandlung zum Thema
folgen wird. Karl Maier
„... g'schafft un dann g'lebt." Der Wald
als Lebensgrundlage. Begleitheft zur
Ausstellung im Museum am Markt,
Schiltach, hg. von F. Fuchs und U. Kühl,
Schiltach 1991 (broschiert, 50 S.).
Es ist immer von besonderem Interesse,
wenn lokale Forschungsbereiche eines Tages
in das Blickfeld von Wissenschaftlern
geraten, die mit anderen Methoden und
neuen Fragestellungen bereits abgelegten
Forschungen bisher unbeachtete Aspekte
abgewinnen können. Solche Erwartungen
weckt ein Projekt, das U. Kühl, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Lehrstuhl für
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität
Freiburg, mit Studenten und Studentinnen
(hier in eigenwilliger Orthographie
als „Studentinnen" bezeichnet) im
oberen Kinzigtal und vor allem in
Schiltach durchgeführt hat.
Ihr Thema „Der Wald als Lebensgrundlage
" wollte verdeutlichen, „wie in der
gleichen Landschaft und im Umgang mit
dem gleichen .Rohstoff durch unterschiedliches
Wirtschaften unterschiedliche Lebensformen
entwickelt werden, die gewagt
formuliert, Mentalitäten hervorzubringen
vermögen", nämlich die der mit „Statik
und Traditionsdenken" beschriebene der
Waldbauern auf der einen Seite und die
„welterfahrene", „offene" der Schiffer und
Flößer auf der anderen Seite. Dieses von
der mit der Gruppe kooperierenden
Schiltacher Museumsleiterin F. Fuchs zugegebenermaßen
als „sehr hoch gesteckt"
eingestufte Forschungsziel wird von ihr in
einer Einleitung (S. II-V) in gespreizter
Wissenschaftssprache vorgestellt. Sie
äußert sich hier nicht nur zu dem „Gedanken
", „sich auch um die sozialen Zusammenhänge
zu bemühen, welche die Betrachtung
der Flößerei im weiteren Sinne
vermuten und ahnen läßt, die aber nicht
ohne weiteres sichtbar wurden" (S. II),
sondern sie berichtet auch über die angewendeten
Arbeitstechniken, die von Exkursionen
(„Für das Kennenlernen der Landschaft
wählten wir die Form des Ausflugs
in sie hinein", S. III) und gemeinsamen
Übernachtungen im leerstehenden Bühlhof
in Vorder Lehengericht, bis zu Interviews
und archivalischen Forschungen in
Schiltach reichten. Nicht die aus diesen
Bemühungen hervorgegangene Sonderausstellung
im Schiltacher Museum am Markt
(1.6.-31.10.91), sondern das dazu erschienene
Begleitheft, das der Sicherstellung
und Vertiefung ihrer Ergebnisse dient, soll
hier besprochen werden.
„Die Umwelt des Menschen" hat U. Kühl
seinen Beitrag betitelt (S. lf.), in dem er
das Gebiet der oberen Kinzig als eine
„nahezu geschlossen bewaldete Mittelgebirgslandschaft
" beschreibt, „die nur von
wenigen, inselartigen Acker- und Wiesenflächen
durchbrochen wird", wo „Waldwirtschaft
und Viehzucht mit nur wenig
Ackerbau" die Landwirtschaft kennzeichnen
. Bei Temperatur und Niederschlag
liegt Schiltach zwischen Freiburg (wärmer,
regenärmer) und der Hornisgrinde (kälter,
regenreicher), bei „sehr niedrigen" Ertragsmeßzahlen
für landwirtschaftlich genutzte
Flächen („21 bis 26", ohne Vergleichsorte
).
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