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seums Freiburg. Zum großen Teil stammen die Gegenstände nach mündlichen
Aussagen wohl aus der Umgebung.4
2.1 Das Erdgeschoß
Die Stube
Charakteristisch für die Stube ist die eingebaute (rekonstruierte) umlaufende
Bank. In der Ecke des Herrgottswinkels steht ein rechteckiger Schra-
gentisch mit einem langen Stuhl (lehnlose Bank) und einem Stuhl mit
Rundlehne mit gedrechselten Stäben. Der Herrgottswinkel ist karg ausgestattet
mit Segens- und Gebetsbuch. Gutach gehörte zum Herrschaftsgebiet
der Württemberger und ist seit 1534 evangelisch. In der Ecke zur
Küchenwand hin steht ein zweiter runder Tisch mit Schublade. Davor stehen
fünf verschiedene Brettstühle. Der Tisch, der zuletzt hier stand, war
rechteckig.5 In der Säule dahinter befindet sich eine kleine Aussparung, die
mit einem Brett verschlossen werden kann. Darin hängt ein Hufeisen. „Der
'Herrgottswinkel' und neben ihm der Eßwinkel mit dem Roßeisen versinnbildlichen
die gegensätzlichen Kräfte, die die Welt beherrschen."6 Das
Hufeisen und die Öffnung sind nicht belegt.7 Allerdings wäre denkbar, daß
beim Entfernen der Vertäfelung ein Hufeisen zum Vorschein kam.
In der Wand zur Küche ist eine Durchreiche, das Lädele. Nach der anfänglichen
Konzeption verweisen die beiden Tische auf die Funktion des Hofbesitzers
als Talvogt. „Als Haus des Vogtes, der offensichtlich eine große
Familie hatte, besitzt die Stube drei Brennpunkte, um die das Leben
kreiste."8 Der dritte Brennpunkt ist der Kachelofen. Aus schriftlichen und
mündlichen Überlieferungen weiß man, daß in der Stube, die sich während
der Dreiteilung zwei Familien teilten, zwei Tische standen, so daß die Einrichtung
heute anders gedeutet werden kann. Der bei der Übernahme vorhandene
schwarzglasierte, kleinere Kachelofen aus dem 20. Jahrhundert
wurde abgebaut, die Herkunft des jetzigen grünglasierten Kachelofens,
vermutlich 19. Jahrhundert, ist unbekannt. Er besitzt eine Kunst mit zwei
Bankstufen. Aussparungen in der Vertäfelung zum Gang hin verweisen auf
einen ursprünglich noch größeren Ofen mit Kunst.9 Hinter dem Kachelofen
zum Gang hin stand bei der Übernahme ein Klavier.
In der Stube werden drei verschiedene Beleuchtungsarten dokumentiert. In
der Mitte steht auf einer eingelassenen (nicht ursprünglich vorhandenen)
Sandsteinplatte, wie sie in der Umgebung verbreitet war, ein Lichtspanhalter
mit einem Buchenholzspan. Uber dem runden Tisch hängt an einer
Kette eine Ölfunzel für Rapsöl. Auf der Fensterbank steht eine Petroleumlampe
.
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