Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 482
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diesen jugendlichen und doch männlichen Gestalten werden die Heimat
nicht wiedersehen? Aber diese Gedanken traten zurück hinter den siegesvollen
Hoffnungen, die alle Herzen schwellten. Denn in diesen 14 Tagen
der Kriegsvorbereitungen war die Hoffnung auf Sieg der deutschen Waffen
gewaltig gestiegen. Daß nicht bloß Baden, sondern auch Württemberg und
namentlich Bayern bundestreu zu Preußen und dem übrigen Deutschland
standen, ohne jedes Zaudern, und ihre Truppen mit kaum geahnter Raschheit
mobilisierten und über den Rhein in die bayerische Pfalz warfen, hob
sehr das Vertrauen auf einen guten Ausgang. Tag und Nacht gingen ununterbrochen
die Eisenbahnmilitärzüge hier, in Heidelberg und in Mannheim
durch. An den Bahnhöfen, so auf dem hiesigen Hauptbahnhof, waren Ver-
pflegungs- und Erfrischungsstationen errichtet, die Tag und Nacht in abwechselnder
Schicht besetzt waren und die Durchzügler - oft nur zu sehr -
erquickten. Ein Teil des württembergischen Korps brachte, ehe es den
Rhein überschritt, einen Tag in den Rheinorten zu, teils in den Dörfern
selbst, teils im Biwak. An diesem Tage kam unsere aus Neureut (sprich
„Nerat") stammende Milchfrau heulend zu uns und sagte, als wir sie teilnehmend
frugen, was denn los sei: „Ach Gott, ach Gott! Als wir heute früh
aufwachten, war alles schwarz voll Württemberger!" Wir trösteten sie damit
, daß dies das größte Unglück nicht sei und freuten uns, daß die Truppen
des Nachbarstaates auch schon da seien.

V.

Da kam der 4. August heran. Ich war friedlich auf mein Büro gegangen.
Plötzlich hörte man im Laufe des Vormittags heftigen und anhaltenden Kanonendonner
. Er schien so nahe, daß wir glaubten, es müsse bei Maxau
sein. Es war das so blutige Kämpfen bei Weißenburg. Abends traf die Siegesdepesche
ein. Der erste deutsche Sieg! mit der Nachricht von mehreren
hunderten gefangenen Franzosen. Später abends kam dann die weitere Depesche
: „Betten für 1000 Verwundete bereithalten." Das schlug doch sehr
in die Glieder und dämpfte etwas die Freude. Die Verwundeten kamen
aber erst am anderen Tag; auch waren es keine 1000, sondern nur einige
hundert, darunter sehr viele Zuaven und Turkos. Bis in die Nacht hinein
dauerte der traurige Zug der Tragbahren, vom Mühlburgertorbahnhof die
Stefanienstraße entlang in die Lazarette, die in dem gerade erst fertiggewordenen
Gymnasiumsgebäude und im Schullehrerseminar und der
Turnhalle errichtet waren". Später trat dann noch ein großes Lazarett am
Güterbahnhof hinzu, sowie eine Anzahl Baracken, die auf dem sog.
„Engländerplätzle" errichtet wurden, dem jetzigen Fußballspielplatz an der
Moltkestraße.

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