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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 501
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1994/0501
Das Rebgütchen des Vaters hat nach dessen Tod er, der Sohn, übernommen
, es aber längst auch einem seiner Kinder abgetreten. Ein Sohn von
ihm wurde im Krieg schwer verwundet und befindet sich in der Pflegeanstalt
Emmendingen mit 63 Mark monatlicher Pension, er selbst aber, der
Alte, hat jährlich 70 Mark aus der 'Invaliditäts-Anstalt', die er deßhalb
sehr lobt.

Sein einziger Kummer ist, daß er den Affenthaler nicht mehr so gut verträgt
, wie früher. Wenn er jetzt nur ein Krügel trinkt, spürt er ihn. Früher
habe er am Morgen in der Frühe zwei trinken können und nichts gespürt.
Übrigens gibt er dem weißen Affenthaler den Vorzug vor dem berühmten
Rothen.

Unter dieser Rede waren wir nach Sasbach gekommen. Ich fragte ihn, ob
er jetzt nicht einen Schoppen trinken wolle, ich würde ihm in der Linde einen
bezahlen. 'Uf'm Wallfahrtsweg,' meinte er dankend, 'werd nichts ge-
trunke, wenn i heim komm', trink i mei Krügel.'

'Respekt davor,' sprach ich, schüttelte dem Alten zum Abschied die Hand
und schaute ihm noch mit Hochachtung nach, wie er strammen Schrittes
und nüchtern davon ging, der Wallfahrt zu."41

Was also erfuhr Hansjakob, sobald er seinen Zeugen die Zunge gelöst hatte
? Das Alleralltäglichste. Daß einer eine Wallfahrt machte, warum und
wohin und wie; was einer für einen Beruf gelernt und wie er ihn ausgeübt
hatte; wovon einer lebte, und wieviel er bekam; was einer trank, und wieviel
; und so weiter.

Unzählige Menschen, von denen vorher keiner etwas wissen wollte, haben
Hansjakob auf diese Weise Rede und Antwort stehen müssen. Ein Posthalter
, ein Taglöhner, ein Hirtenbub, der Maulwurfsfänger von Meersburg und
der Totengräber von Bermersbach;42 der Zimmermann aus Wasenweiler,
der Handlanger und Taglöhner aus dem Freiamt, der Schneider aus Kön-
dringen, der frühere Schäfer und nunmehrige Wirt der Karthause, der
Mainzer Uhrmacher, der Taglöhner aus Gengenbach, die Magd aus dem
'Prächt', der 'Welsche vom Kaiserstuhl';43 der Gärtner Georg Huber aus
Freiburg, der philosophische Schuster Johannes Menzel aus Binningen, der
Schneider Paul Jung, eine Landfahrerin aus Welschneureut, der 'Lorenzle'
aus Lauf, eine deutschamerikanische Schneidersfrau, der Kutscher Gottlieb
Götz aus Triberg, der in allen Sätteln gerechte Wilhelm Kramer aus Rottweil
, der Bäcker Josef Allgaier aus Freiburg (dessen eigenhändig geschriebener
Lebenslauf in voller Länge, über 25 Druckseiten hinweg, ins Buch
übernommen wird); ferner der Maurer 'Mathesie' aus dem hohenzolleri-

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