http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0141
Zwei Museumsstücke aus dem Ritterhaus in Offenburg
Manuel Yupanqui Werner
Zum sogenannten „Grabstein eines römischen Ehepaars" aus Haslach
im Kinzigtal
In der archäologischen Abteilung des Museums im Ritterhaus in Offenburg
ist ein Hochrelief ausgestellt, das als „Grabstein eines römischen Ehepaars"
betitelt ist. Es handelt sich um einen Abguß, das Original wird in Haslach
i.K. verwahrt1, wo es 1913 beim Bau eines Hauses entdeckt worden ist.
Das Hochrelief ist aus feinkörnigem rotem Buntsandstein gearbeitet (Höhe
0,41 m, Breite 0,58 m, Tiefe 0,22 m, Reliefhöhe 0,10-0,15 m)2. Es ist vorzüglich
erhalten (Abb. 1). Laut den Fundberichten ist der Stein bei der Auffindung
zerteilt worden. Der zweite, d.h. der untere Teil des Hochreliefs,
ist nicht aufbewahrt worden3.
1. Beschreibung
Dargestellt sind eine weibliche Figur links und eine männliche Figur
rechts, beide bis ungefähr zur Hüfte erhalten. Der Oberkörper der weiblichen
Figur ist von der Reliefmitte leicht abgewandt, während ihr Blick sinnend
auf den Betrachter gerichtet zu sein scheint. Ihre Gesichtszüge sind
recht individuell. Auf dem Kopf trägt sie einen Kranz, wohl aus Blättern,
ihr Haar ist nackenlang in einer kunstvollen Frisur nach hinten genommen
(Abb. 2). Sie trägt ein Obergewand (ähnlich einem Chiton, ein unter der
Brust geschnürtes Kleid) und einen Mantel, der über ihre rechte Schulter
fällt und vom angewinkelten linken Arm gehalten wird. In der linken Armbeuge
hält sie einen Gegenstand, der sich als Füllhorn deuten läßt. Die
Hand und der unterste Teil des Füllhorns sind abgebrochen. Der rechte
Arm ist bis auf Brusthöhe angewinkelt, die rechte Hand hält eine Schale,
Körbchen oder Schüssel4, deren Inhalt man als Früchte deuten kann.
Der Blick der männlichen Figur, der ebenfalls auf den Betrachter gerichtet
ist, erscheint etwas offener und freundlicher als der der weiblichen Figur.
Der Oberkörper ist leicht von der Reliefmitte abgewandt. Das Gesicht ist
breit und trägt ebenfalls recht individuelle Züge. Betrachtet man das Gesicht
von der Seite, so wirkt es eher ernst (Abb. 3). Das Haar der Figur
rollt sich in kurzen Locken, die nur grob ausgearbeitet sind5. Die Ohren
sind ganz sichtbar, im Gegensatz zur weiblichen Figur. Dort sind die Ohren
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