http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0157
Die Klinge hat unterhalb der Stelle, an der eine Parierstange angebracht
war, eine Breite von 4,0 cm und verjüngt sich zur Spitze hin nur ganz
leicht. Trotz starker Korrosion läßt sich ein flacher Hohlschliff
feststellen32.
Anhand der beschriebenen Merkmale läßt sich das hier betrachtete
Schwert bis in 12./13. Jahrhundert datieren33. Eine sehr interessante Parallele
finden wir in der Darstellung des Grafen Ekkehard aus der „Stifterreihe
" am Westchor des Doms zu Naumburg, die um 1260 bis 1270 entstanden
ist (siehe Abb. 15)34. Deutlich erkennbar ist der Scheibenknauf mit abgefaßter
Kante. Die Darstellung zeigt, daß man bei dem in Offenburg aufgefundenen
Stück eine gerade oder fast gerade Parierstange ergänzen
muß35. Die Stifterdarstellung gibt darüber Aufschluß, wie das Griffholz bekleidet
und wie Schwertscheide und Gehänge beschaffen sein können.
Dieser Waffenfund erlaubt uns einmal mehr einen Blick zurück in die
Frühzeit der Stadt Offenburg, in die Zeit der Zähringer und Staufer, in die
Jahre, in denen Offenburg Reichsstadt wurde.
Wie und warum das Schwert in die Kinzig und somit in den Kinzigkies
gelangte, ob es hier in Offenburg oder weiter oben im Kinzigtal z.B. von
einem Geroldsecker verloren wurde36, all das muß Spekulation bleiben.
Zusammen mit Funden aus der Baustelle Boschert37 wirft der Fund dieses
Schwertes ein Licht auf das Leben im Hohen Mittelalter hier am Ausgang
des Kinzigtals.
Anmerkungen
1 Frau Andres und Herrn Kraftzig, beide Verkehrs- und Kulturamt der Stadt Haslach
(Museum), gilt mein Dank, da sie mir die Möglichkeit gaben, das nicht ausgestellte
Original zu betrachten.
2 Die Angaben zu den Fundumständen unterscheiden sich ebenso wie die veröffentlichten
Maße; daher habe ich den Stein in Haslach nochmals vermessen.
3 E. Wagner, Haslach. Römisches Relief. Rom. Germ. Korr. Blatt 8, 1915, 70.
4 Bei der Form des Gefäßes nehme ich an, daß es sich eher um eine aus Holz gedrehte,
als um eine Schüssel aus Keramik handelt. Teilweise ist die relativ grobe Ausführung
dieser Schüssel natürlich durch das Material des Hochreliefs bedingt.
5 Möglich wäre auch, daß das Haar in gewellten Strähnen liegt.
6 W. Engelberg hält es für einen Sack und die Figur für einen Sämann, an den die Haltung
tatsächlich erinnert. W. Engelberg, Spuren der Römer im Kinzigtal. Ortenauer
Rundschau 13, 04.06.1933, ohne Seitenangabe.
7 Das läßt sich nicht mehr feststellen, da die untere Hälfte des Reliefs fehlt. Im folgenden
wird an vergleichbaren Stücken gezeigt, wie das Hochrelief von Haslach wohl zu
ergänzen ist.
157
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0157