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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 176
(PDF, 127 MB)
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deren schön behauene Sandsteingewände für die Scheiben leider nur noch
teilweise vorhanden sind.

Wer noch vor wenigen Jahren die Kapellenruine suchte, mußte ein gut geschultes
Auge für das „Verborgene" haben. Überwuchert mit Efeu, abgeschirmt
durch wilden Obstbaumwuchs und teilweise verdeckt durch
Schopfanbauten an der Seite und der Rückfront, konnten nur Ortskundige
an den einfachen Altar im Innern des Kirchleins kommen. Landwirtschaftlichen
Zwecken diente auch das Schleifdach, das den durch einen Fahrweg
geteilten Kirchenbau im rückwärtigen Teil verunstaltete. Es sah wirklich
aus wie eine „Einsiedlerklause". Das Kniebänkchen vor dem einfachen mit
Steinen des umgebenden Hardtwaldes sowie Sandsteingewänden aus den
Ruinen errichteten Altars in Form einer kleinen Grotte bot einsamen Wanderern
Platz für ein stilles Gebet.

Dem Gebet in der Einsamkeit hatten sich auch die Einsiedler und Mönche
verschrieben, die einst in diesem Gemäuer ihr Leben fristeten. In seinem
Bericht über Schloß Staufenberg in der Mortenau schreibt K. Asbrand:
„Architektonische Raritäten wird Keiner hier erbeuten, wer aber ein Ohr
hat für Stimmen, in welchen Waldeseinsamkeit und gebrochenes Gemäuer
zum schlichten Menschenherzen reden, den wird ein Gang zur stillen zertrümmerten
Waldkapelle wohl nicht gereuen."1

Vermutlich zum erstenmal wird das Kirchlein mit Bruderhaus im Staufenberger
Hart in einer Urkunde vom 23.11.1455 genannt.

Hans Vittel von Nesselried vermacht „uff Sunnentag nechst vor Sant Ka-
therinen Dag 1455, am 23. November" all seine Habe unter Beisein der
Zeugen, des Leutpriesters Obrecht Grützer zu Ebersweier, aller Zwölfer
des Gerichts zu Staufenberg und des Zwölfers H. Henselin vom Gericht zu
Griesheim, dem Bruderhaus und den armen Brüdern von St. Antonien,
zum Trost seiner Seele und zu Ehren des Himmelfürsten St. Antonien2.

Vittel war offensichtlich selbst einige Jahre „Klausner", d.h. Einsiedler, gewesen
. Vermutlich schon einige Jahre früher war die Einsiedelei mit dem
Bruderhaus St. Anton durch die Franziskaner besetzt. Seit 1424 bestand im
Bistum Straßburg die deutsche Kongregation der Franziskaner Tertiarier,
welche in Baden und Württemberg über 100 Klöster umfaßte3.

Es waren dies die Brüder „von der 3ten Regel Francisci", d.h. sie waren
Mitglieder jener merkwürdigen Laienverbrüderungen, wie sie, ein Zeichen
der Zeit, sich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts als Tertiarier mehreren
Mönchsorden anschlössen. Der Franziskanerorden hatte nach einem

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