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Zur Unterhaltung seiner Kurgäste ließ er 1815 beim Heidenkeller, einer
westlich von der Gisenburg gelegenen Anhöhe, eine Pyramide mit herrlicher
Aussicht in das Rheintal, einen Tanzplatz und ein Gesellschaftshaus
zur Beköstigung der Gäste erbauen. Zur Finanzierung sammelte er bei den
Badgästen freiwillige Beträge. Die Pyramide wurde unter der Leitung des
Försters Kunzmann errichtet und am 1. Juni 1816 vollendet72.
Nachdem sich beim Hambacher Fest am 27.5.1832 liberale, demokratische
und republikanische Kräfte zu einer freiheitlichen Kundgebung zusammengefunden
hatten, was dann zur Unterdrückung der Versammlungs- und
Pressefreiheit führte, fanden in ganz Deutschland Sympathiekundgebungen
statt. Auch für das Bad Ettenheimmünster wurde eine solche Volksversammlung
in mehreren öffentlichen Blättern angekündigt, aber Badwirt
Reinbold gab zusammen mit dem Bürgermeister und dem Leiter des Etten-
heimer Oberamtes eine öffentliche Erklärung ab, daß er diese Versammlung
in seinen Räumen nicht dulden werde73. Das Fest wurde durch bürokratische
Polizeimaßnahmen verhindert und alle Zugänge nach Ettenheimmünster
auf dem Berg und im Tal durch Militär versperrt. Dies führte dazu
, daß die bisherigen Lahrer Gäste schworen, das Badhaus nicht mehr zu
betreten, und boykottierten es, bis Reinbolds Sohn Jakob 1840 das Badhaus
übernahm74.
Als 1838 die Karlsruher Regierung versuchte, dem Badwirt das früher gewährte
Tanzrecht wieder wegzunehmen, konnte der Wirt dies mit dem
Hinweis auf seine aufrechte Gesinnung gegen die Republikaner mindestens
bis zum Jahre 1860 verhindern. Die acht Münstertäler seiner Musikkapelle
wurden folglich nicht, wie angekündigt, arbeitslos.
In den 70er Jahren wurde das Anwesen von Reinbolds Schwiegersohn,
Wilhelm Beck, geführt75, der bemüht war, den guten Ruf des Hauses aufrechtzuerhalten
. 1873 bot er in der Ettenheimer Zeitung sonntags während
der Badesaison einen Fahrdienst vom Bahnhof Orschweier nach Ettenheimmünster
an76, den er mit dem eigens angeschafften Pferde-„Omnibus"
durchführte.
Doch seine Bemühungen waren offenbar ohne Erfolg, denn drei Jahre später
, im August 1876, wurde das Bad von Josef Reinbold versteigert77. Das
höchste Gebot von 27 000 Mark gaben Abraham Dreifuß aus Schmieheim
und Isaak Lang von Altdorf ab, was in der Ettenheimer Zeitung mit dem
Kommentar versehen wurde, daß die beiden Herren das Bad nur deshalb
gekauft hätten, um damit ein Geschäft zu machen.
Offensichtlich verkauften sie das Anwesen recht bald wieder, da in den
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