http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0295
Emil Glockners Ferienerinnerungen an Offenburg
um 1848 und vier Offenburger „Achtundvierziger"
Franz X. Vollmer
Vorbemerkung:
Nachdem Hansmartin Schwarzmaier „Emil Glockners Straßburger Zeit
(1870-1872)" vorgestellt und kommentiert hat1, ist es nicht ohne Reiz,
auch die kindlichen Ferienerinnerungen dieses 1837 in Karlsruhe geborenen
Autors an das Offenburg der Jahre um 1848 folgen zu lassen2, zumal
diese zum einen einige kultur- und sozialgeschichtliche Einblicke in das
ehemalige 4000-Seelen-Städtchen gewähren, das 1847 bis 1849 zum
Schauplatz von drei Landesversammlungen der badischen Demokraten
wurde und zum zweiten in Glockners Erinnerungen vier jener Offenburger
Demokraten genannt werden, die sich in eben dieser Revolution, die sich
1997-99 zum 150. Mal jähren wird, so engagierten, daß sie nach dem
Scheitern mit Strafverfahren überzogen wurden. Vor allem von Reindle, einem
der Häupter der Offenburger Demokratie, und seiner Glasfabrik erfahren
wir hier Einzelheiten, die die amtlichen Akten nicht hergeben können.
Offenburger Ferienerinnerungen (im Auszug)
„ Ich erinnere mich noch genau, wie uns die Großeltern unter der Haustür
empfingen und herzten und küßten. Bei beiden Reisen lebte der Großvater
Schmith noch*, ein freundlicher alter Herr. Er starb Anfang der 40er Jahre
(ca. 1844 oder um diese Zeit). Er war früher Amtmann in Mahlberg gewesen
, wo sich damals das Bezirksamt in dem malerisch gelegenen Schloß
befand und meine Mutter geboren wurde, später in Oberkirch und zog
nach seiner Pensionierung nach Offenburg (1826). Er war mit Theresia
Häußler4 verheiratet, die etwa zehn Jahre nach ihm starb5. Er war der
Sohn eines Arztes, der die Stelle eines Klosterarztes in dem Kloster Etten-
heimmünster bekleidete und von dem noch der in meinem Besitze befindliche
Rohrstock mit Goldknopf herrührt. Die Großmutter Schmith hatte
zwei Brüder, die beide Geistliche wurden; der eine war Pfarrherr in Nußbach
(bei Oberkirch), der andere Abt vom Kloster Schuttern mit dem Titel
Prälat. . .
Eine Schwester der Großmutter Schmith war an einen Förster namens
Stricker^ Offenburg verheiratet. Die Ehe war kinderlos.
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