http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0308
unterstützte - er schrieb viele Vollmachts-Urkunden für die Sicherheitsausschüsse
- und daß er den - der gesetzlichen Regierung treuen - Feldschützen
Carl Armbruster durch Vorhalt und Eröffnung von bedrohlichen
Folgen davon abzubringen suchte, die Proklamation des Großherzogs zu
verbreiten ...
Bei der Betrachtung, daß der Angeschuldigte zwar nicht unter die Häupter
und Lenker der Revolution gehört, daß er aber als pensionierter Diener des
Staates in einem Alter von 53 Jahren mehr Grund zur gesetzlichen Haltung
hatte, hat man eine Strafe von ein halb Jahr Zuchthaus angemessen erachtet
und den Angeschuldigten auch zum Ersätze und den Kosten
verurteilt62."
Auch das erste, von Dr. Ladenburg vor dem Oberhofgericht Mannheim
durchgefochtene Recursverfahren brachte nur eine Bestätigung des vorinstanzlichen
Urteils63. Erst am 28. August 1850 wurde Stricker „für klagfrei
erklärt", d.h. die weitere Verfolgung wurde eingestellt64, was in einer endgültigen
Entscheidung des Oberhofgerichts vom 15. März 1851 bestätigt
wurde65. So war Joseph Stricker letztlich doch noch glimpflich davongekommen
- man hatte seine finanzielle Abhängigkeit von Reindle mildernd
berücksichtigt.
Dr. Emmerich Barth: vom Hecker-Sympathisanten zum Offenburger
Amtsarzt
Adolph Emmerich Joseph Barth wurde am 2. Januar 1823 als Sohn des
Großherzogl. Amtsrevisors Joseph Barth und dessen Ehefrau Magdalena
Mayer geboren und in der katholischen Heiligkreuzkirche zu Offenburg
getauft66, war also im April 1848 25 Jahre alt, als er als „prakt. Arzt und
Hebarzt" seinen Wohnsitz in hiesiger Stadt bei Hrn. Bäckermeister Vollmer
, lange Straße Nro 317" nahm67. Als die Anzeige davon am 21. April
1848 im Offenburger Wochenblatt erschien, war Dr. Barth bereits durch
die Ereignisse des Aprilaufstandes, konkret durch die Offenburger Ereignisse
vom 18.-19. April, kompromittiert, wie die von „mehrere(n) entwaffnete
^) Mitglieder(n) des ersten Aufgebots der Bürgerwehr" im Wochenblatt
vom 25. April 1848 veröffentlichte „Erklärung" beweist68: „Es gehen
in hiesiger Stadt da und dort Gerüchte um, denen zufolge unser Freund,
prakt. Arzt Barth, als Urheber der nächtlichen Exzesse vom letzten Dienstag
beschuldigt wird. Von vielen Seiten hört man Verwünschungen gegen
die Jugend und namentlich gegen unsre wackern Kameraden Barth und
Volk. Diese Verwünschungen treffen den unschuldigem Theil. Barth berichtet
blos, was er in Lenzkirch von Hecker selbst vernommen, und wer
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