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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 340
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Ebenso wie in Offenburg und Bermersbach wählten auch die Ettenhei-
merinnen das Fahnensticken als eine spezifische Form politischer Aktivität
. In der Folge unterstützten sie das Erste Aufgebot ihrer Stadt, das am
2. Juni nach Karlsruhe ausrückte, zudem durch Herstellung von Blusen,

„den Armen unentgeltlich, den Vermögenden aber um einen sehr billigen
Preis"*6.

Ihr außergewöhnlicher Einsatz für die republikanische Sache bringt ein
weiterer Bericht zum Ausdruck, der Ende des Monats Mai im „Volksführer
" abgedruckt wurde. In höchsten Tönen wird der Ettenheimer Frauenverein
gelobt; in „ seiner wirklich erhebenden Begeisterung für Freiheit
und Bürgerwohl" habe er „schon Unglaubliches geleistet"&l'. Und weiter
hört man aus Euenheim:

„Nicht nur Feld- und Hausgeschäfte werden von diesen patriotischen Bürgerinnen
augenblicklich hintangesetzt, um dem Vaterlande schnell zu dienen
, sondern sie setzen auch die Stunden ihrer Erholung, die Abend- und
Nachtstunden freudig an diese ihre wohltätige Arbeit. Ebenso hat sich der
Verein auf den öffentlichen Aufruf8 an die Frauen schnell entschlossen,
für die Festung Rastatt eine Sammlung von Verbandszeug, Scharpien und
dergleichen zu besorgen, und auch mit der Beisteuer von Lebensmitteln
wird derselbe keineswegs zurückbleiben. So arbeitet dieser Verein rastlos
und freudig an der Verwirklichung seines edlen Zweckes, und je mehr ihm
niedrige Krämer- und Geldseelen, oder rohe und gefühllose weibliche
Naturen durch elende Klatschereien und niederträchtige Spötteleien entgegenzutreten
suchen, desto größer wird der Eifer seiner Mitglieder, welche
durch das Bewußtsein eines reinen Willens und guten Zweckes gehoben,
sich über die Anfeindungen kleinlicher Kreaturen leicht hinaussetzen
können. Ehre darum diesen freiheitsbegeisterten Frauen und Jungfrauen,
Schmach und Schande aber allen denen, welche dumm oder herzlos genug
sein können, sie dieser edlen Begeisterung wegen anzufeinden, oder mit
Lästerung anzugreifen. "89

Auch hier wieder der deutliche Hinweis auf die Gegner der demokratischen
Bewegung, deren man sich erwehren mußte.

Es scheint festzustehen, daß an der Spitze dieses agilen Vereins die selbstbewußte
Ehefrau des bekannten Ettenheimer Advokaten und Revolutionärs
Achaz Stehlin, Maria Antonia Stehlin (geb. ca. 1820 unter dem Mädchennamen
Sonntag), stand90. Aufgrund ihrer maßgeblichen Rolle in der Zeit
des Aufstandes wurde ihr 1850-1851 wegen „Teilnahme am Hochverrat"
der Prozeß gemacht. Dieses Verfahren brachte ihr durch ein Urteil des
Hofgerichts Freiburg vom 27. Juli 1850 schließlich auch die Strafe von ei-

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