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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 363
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Rastatt in Beziehung. Deshalb beginnt er die Aufzählung der Militäraktionen
und Kriege, an denen Wilhelm I. beteiligt war, nicht mit dem Frühjahr
1848, sondern nennt den Herbst 1849 an erster Stelle. Im übrigen hält er
sich an die zeitliche Folge (1849 - 1864 - 1866 - 1870/71).

Nach Ansicht des Dichters ist Wilhelm, der seit dem Frühjahr 1848 als der
„Kartätschenprinz" galt, durch die Niederschlagung des badisch-pfälzischen
Aufstandes 1849 zum „Henker der Freiheit" geworden, indem er die
Aufständischen „tückisch erschießen" ließ. Es ist dies die Sicht der Betroffenen
, der Angehörigen, Freunde, Sympathisanten der Revolution in Baden
.

Daß Wilhelm nach der Kapitulation der Festung Rastatt im Gegensatz zu
der großherzoglichen Regierung zur Mäßigung tendierte5, weiß der Autor
nicht, oder er will es nicht wissen. Die Entgegensetzung Kaiser (bzw. König
) - Kanonier ist in der Tat eindrucksvoller als es die Gegensätze Aufständische
- preußische Armee oder Revolutionäre - badische und preußische
Bürokratie wären.

Warum aber gerade „Karl Heilig, der Kanonier"? Der badische Wachtmeister
Konrad Heilig aus Pfullendorf war auf seiten der Revolutionsstreitkräfte
Kommandant der Festungsartillerie in Rastatt. Vermutlich hatte sich
unter den Offizieren kein Artillerie-Fachmann gefunden. Da Heilig als Anführer
hervorgetreten war, wurde er zusammen mit den in Rastatt befehlenden
Offizieren Opfer des Standgerichts. Ludwig Häusser bezeichnet in seinem
1851 erschienenen Buch „Denkwürdigkeiten zur Geschichte der Badischen
Revolution", das die Ereignisse aus der Sicht der Gegenrevolution
darstellt, Heilig als einen der „Anstifter der Meuterei"6. Im „Verzeichniß
der bei den Standgerichten im Jahre 1849 gefällt(en) und vollzogenen
Strafurtheile" erscheint „Heilig, Conrad von Pfullendorf, gr[oßherzogli-
cher] Artilleriewachtmeister" unter der Überschrift „Durch standrechtliches
Urtheil vom 11. August zum Tode verurtheilt. Vollz[ug] am nämlichen
Tage." .. . „Verbrechen: Treubruch und Hochverrath"7.

Der Dichter legt Konrad Heilig einen anderen Vornamen zu. Entweder
kannte er den richtigen Vornamen nicht, was unwahrscheinlich ist, oder er
hat um des Versrhythmus willen das einsilbige „Karl" anstelle des zweisilbigen
„Konrad" gesetzt.

Als Resümee ist festzuhalten,

- daß das Gedicht „Zur Kaiserfeier" die Kaiserproklamation am 18. Januar
1871 mit der Unterdrückung der radikaldemokratischen Bewegung in
Baden im Sommer 1849 in Beziehung setzt und

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