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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 382
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In der Regel werden sich die Lahrer Fabrikarbeiter und -arbeiterinnen dieser
Zeit eher durch hohe Fluktuationsraten gegen übermäßige Ausbeutung
zur Wehr gesetzt haben. Für 1853 ist uns ein Versuch der Lahrer Fabrikanten
überliefert, daß kein Arbeiter ohne Erlaubnis und „gegründete Ursache
" seinen Arbeitsplatz wechseln dürfe. Für Auswärtige standen vier Wochen
Stadtverbot, für Einheimische vier Wochen Einstellungsverbot als
Strafe aus Zuwiderhandlung14.

1857: Hutfabrikant Kramers Streikbrecher

Der erste Arbeitskampf, der schon deutlich moderne Züge trägt, ist uns für
Lahr aus dem Jahre 1857 überliefert. Gleichzeitig zeigen sich in dieser
Auseinandersetzung noch deutlich die Spuren des Übergangs, weshalb er
hier erstmalig ausführlicher geschildert werden soll15.

Ausgangspunkt einer Untersuchung des Lahrer Bezirksamtes waren Organisationsbemühungen
der Freiburger Hutmachergesellen im Jahre 1857.
Deren „Treiben" war durch eine Denunziation eines Gesellen der Obrigkeit
zur Kenntnis gebracht worden. Eher routinemäßig fragte die Mittel-Rheinkreis
-Regierung bei den Bezirksämtern an, ob in ihren Bereichen ähnliche
Bewegungen zu beobachten seien. Am 26.02.1857 wurde der Lahrer Hutmachermeister
August Kramer deshalb vor das Bezirksamt geladen, der
tatsächlich solche Vorgänge für Lahr bestätigte. Worum ging es?

Es stellte sich heraus, daß unter den Hutmachergesellen eine Brüderschaft
bestand, deren Haupttätigkeit darin lag, Unterstützungsgelder an Mitglieder
auszuzahlen und einen überlokalen Interessensverband herzustellen.
Für die Ämter und Meister allerdings bestand die Tätigkeit der Gesellen-
schaften hauptsächlich im sinnlosen Vertrinken der Einstandsgelder. Wirklich
ärgerlich war allerdings besonders für die Handwerksmeister ein anderer
Umstand: „Die Gesellen arbeiten weiter dafür, daß kein Arbeiter (!) in
einer Stadt Beschäftigung erhält, welcher nicht zur Brüderschaft gehört,
und erhält auch bloß ein solcher Unterstützung von ihnen. Ein weiterer
Unfug besteht darin, daß die Gesellen dem Arbeitsherrn häufig gewisse
Bedingungen stellen, z.B. über die Anzahl der Lehrlinge; geht der Arbeitsherr
nicht damit ein, so wird die Werkstätte geschimpft, und wird jeder Geselle
, der dort arbeitet, als anrüchig angesehen."

In der Form erinnern diese Auseinandersetzungen noch stark an frühere
Konflikte zwischen Gesellen und Meistern. Was ihnen aber einen modernen
Charakter verleiht und ihren Platz im Übergangsfeld zu modernen Gewerkschaften
zuweist, ist die konkrete ökonomische Situation, in denen

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