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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 396
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mit der Zitadelle von Straßburg begann 1681 nach Plänen Vaubans auch
auf der rechten Rheinseite der Bau der Festung Kehl, die auf den Ruinen
des 1678 im Frieden von Nimwegen Frankreich zugesprochenen Dorfes
Kehl errichtet wurde und dessen Bewohner sich südöstlich davon angesiedelt
hatten. Die Festung besaß eine viereckige Zitadelle mit spitzen Bastionen
und großen Ravelins sowie zwei größere Hornwerke.

In den folgenden 140 Jahren war dann die Festung Kehl abwechselnd französisch
und deutsch, was die Wichtigkeit bezeugt, die Frankreich der im
Vorfeld Straßburgs angelegten Festung beimaß. Französisch war Kehl
1678-1697 (2. und 3. Eroberungskrieg), 1703-1714 (Spanischer Erbfolgekrieg
), 1733-1736 (Polnischer Erbfolgekrieg), 1796/1797 (1. Koalitionskrieg
), 1799-1801 (2. Koalitionskrieg) und 1805-1814. Danach wurden
die Werke geschleift und auf deren Grund die neue Stadt Kehl errichtet1.

Während der Belagerung von Straßburg im deutsch-französischen Krieg
1870/71, die am 28.9.1870 mit der Kapitulation der französischen Verteidiger
endete, wurde von Kehler Seite mit Rastatter Festungsgeschützen die
Zitadelle beschossen. Allerdings wurde durch die französische Gegenwehr
in Kehl der Stadtteil zwischen Bahnhof und Rathaus fast ganz zerstört2.

Umgekehrt richtete das deutsche Bombardement, so vor allem das vom
24.-28.8.1870, verheerende Schäden in der Stadt Straßburg an. Ihm fielen
die Bibliothek mit 400 000 Bänden, die unersetzliche Handschriftensammlung
, das Kunstmuseum und die Gemäldesammlung zum Opfer. Sie stellten
einen nicht wiedergutzumachenden Verlust für die europäische Kultur
dar.

Angesichts der angerichteten Zerstörungen, die von General von Werder
damit gerechtfertigt wurden, daß eine schnelle Übergabe durch ein Bombardement
gegen Besatzung und Bevölkerung erzwungen werden sollte,
muß der errungene militärische Erfolg - es wurden etwa 18 000 Gefangene
gemacht und 1271 Geschützrohre erbeutet -, als gering veranschlagt werden
. Gegen die aufgefahrene Belagerungsartillerie von 200 gezogenen Kanonen
und 88 glatten Mörsern, in der Hauptsache 12 cm- und 15 cm-Kano-
nen sowie Mörser von 15 bis 28 cm, hatte die eingeschlossene Besatzung
so gut wie keine Chancen3.

2. Motive für den Bau der Gürtelfestungen

Schon kurz nach Kriegsausbruch 1870 scheint man auf deutscher Seite den
Entschluß gefaßt zu haben, Metz und Straßburg in deutschen Besitz zu

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