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nehmen, denn unmittelbar nach der Kapitulation von Metz am 27.10.1870
erhielt der eingesetzte Platz-Ingenieur den Befehl, das Fort St. Privat zu errichten
und die angefangenen französischen Forts fertigzustellen4.
Im Vorfrieden von Versailles vom 26.2.1871 mußte Frankreich das
deutschsprachige Elsaß ohne Beifort und neben deutsch- auch französischsprachige
Teile Lothringens mit Metz an das neu entstandene Deutsche
Reich abtreten. Die Abtretung wurde dann im Frankfurter Frieden vom
10.5.1871 bestätigt.
Bismarck, der gegen die Annexion von Metz politische Bedenken vorbrachte
und Demütigungen des besiegten Frankreichs vermeiden wollte,
beugte sich jedoch den von Moltke vorgebrachten strategischen Gründen,
der eine Annektierung von ganz Lothringen einschließlich Beiforts verlangt
hatte. Letzten Endes gaben aber die Abtretungsforderungen von Baden
, Bayern und Württemberg den Ausschlag, fühlten sich doch die süddeutschen
Staaten nach wie vor von einer französischen Invasion bedroht,
der nur mit einem größeren Vorfeld begegnet werden konnte.
In einem weiteren Befehl Kaiser Wilhelms L, mit dem die 2. Geschichte
Straßburgs, nunmehr als deutsche Festungsstadt eingeleitet wurde, beauftragte
er am 17.11.1871 das preußische Kriegsministerium, die Festung
Straßburg beschleunigt mit einer Kette detachierter Forts zu umgeben, damit
die Stadt gegen Bombardements gesichert wird. Weiter sollte eine Erweiterung
der Festung auf der Nordfront geprüft und baldmöglichst eingeleitet
werden. Für die Finanzierung der Neuanlagen seien die Verkaufserlöse
der bei der Erweiterung der Festung frei werdenden Grundstücke heranzuziehen5
.
Vorausgegangen war jedoch eine Denkschrift Moltkes vom 5.5.1871 zur
Zukunft der wichtigsten Festungen Elsaß-Lothringens. Darin schrieb er,
daß Straßburg entweder aufgegeben oder gegen ein erneutes Bombardement
geschützt werden müsse. „Straßburg ist für den oberen Rhein dasselbe
wie Köln für den unteren. Das Elsaß kann nie für erobert gelten, solange
Straßburg hält. Es ist in Verbindung mit Kehl gleich wichtig als Rhein-
Übergang und als Straßenknoten. Hier wird aber eine Reihe weit vorgeschobener
Forts erforderlich, und nur, wenn dem allzugroße Schwierigkeiten
im Terrain und in den aufzuerlegenden Rayon-Verhältnissen entgegenstehen
, würde zu erwägen sein, ob Breisach zu einem größeren Kriegsplatz
erhoben werden soll."5a
Ein am 2.6.1871 gemeinsam von den Chefs des Generalstabes und des Ingenieur
-Korps, Moltke und Kameke, verfaßtes Gutachten sah neben dem
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