http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0399
Bau der detachierten Forts eine Verlegung der Stadtumwallung in die Linie
der vorgelagerten französischen Werke und für später das Vorschieben der
Nordfronten bis zum Rhein-Marne-Kanal vor, wenn die städtischen Bedürfnisse
solches erfordern würden6.
Zur Kehler Seite nahmen sie wie folgt Stellung: „Die Stadt Kehl und das
langgestreckte Dorf Kehl sind zur Vertheidigung durch eine geschlossene
Enceinte ungeeignet. Zwei Werke (X und XI) Kirchbach und Bose zu beiden
Seiten, flankirt durch einfache Erdbatterien in geschützter Lage auf der
Sporeninsel werden genügen, um sowohl das Debouchiren auf das rechte
Stromufer zu sichern, als auch die von hier aus eben nicht wahrscheinliche
Beschießung von Straßburg ferne zu halten"7.
Die Belagerung Straßburgs vom 13.8.-27.9.1870 - übrigens der l. förmlichen
Belagerung seit der Einführung der gezogenen Geschütze - hatte
nämlich gelehrt, daß eine direkt vor dem Stadtkern gelegene Enceinte eine
Stadt nicht zu schützen vermag, sondern eher der Anlaß für ihre Zerstörung
sein würde. Man hatte bisher übersehen, daß mit der Einführung
der gezogenen Geschütze ab 1859/60 eine Steigerung der Schußweite und
der Treffsicherheit der von ihnen verschossenen Langgranaten verbunden
war, die eine Verschiebung der Hauptverteidigungslinie von der Enceinte
in das weit vor ihr liegende Gelände erforderlich machte, sollte eine Festungsstadt
einigermaßen vor feindlichem Beschuß bewahrt werden.
Die Lösung dieses Problems sah man im Bau von detachierten, sich gegenseitig
deckender Forts, die ihrerseits keine unmittelbare Unterstützung von
den Wallgeschützen der hinter ihr liegenden Enceinte zu erwarten hatten.
Jedes einzelne Fort war völlig autonom, d. h. es benötigte neben einer starken
Artilleriebestückung und der dazu erforderlichen Bedienungen eine
ausreichende Infanteriebesatzung zu seiner Nahverteidigung. Voraussetzung
dafür war jedoch die Bereitstellung zahlreicher Unterkunfts-, Versor-
gungs- und Bereitschaftsräume für die Infanterie- und Artilleriebesatzung,
ferner von größeren Pulvermagazinen, Geschoßlager- und Laborierräumen
sowie von Werkstätten für die Artillerie. Unter Berücksichtigung aller dieser
Einflußgrößen mußte den künftigen Forts eine Größe gegeben werden,
die die der bisherigen Forts weit übertraf8.
Der Artillerie war die Bestreichung des weiteren und näheren Vorgeländes
sowie des Zwischengeländes zugewiesen, wie sie auch den ersten Teil des
Artilleriekampfes gegen die aufmarschierende feindliche Artillerie zu
führen hatte. Dabei sollte sie von seitlich am Fort angeordneten Anschlußbatterien
unterstützt werden. Erste Erörterungen hatten schon vor dem
Kriege stattgefunden9.
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