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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 439
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Weltkrieg

Anfang August 1914 setzten sich die Heere in Bewegung, Österreich und
Deutschland auf der einen, Serbien, Rußland, Frankreich und England auf
der anderen Seite. Überschwenglich glaubte das deutsche Volk, es gehe um
einen Verteidigungskampf. Die im Reichstag vertretenen Parteien schlössen
Burgfrieden und bewilligten einhellig die Kriegskredite. Erzberger
machte sich alsbald zum Wortführer jener konservativen Gruppe, die den
deutschen Kriegseintritt guthieß und weitreichende Annexionen in den
Nachbarländern zum Kampfziel erhob8. Bald übernahm er die Leitung des
staatlichen Nachrichtendienstes, der für Presseinformation im neutralen
und feindlichen Ausland zu sorgen hatte. Diese Schlüsselstellung verschaffte
ihm Zugang zu geheimen Informationen. Die dürften seinen
grundlegenden Sinneswandel des Frühjahrs 1917 beschleunigt haben. Unter
dem Eindruck der schwierigen militärischen und wirtschaftlichen Lage
Deutschlands wie des Kriegseintritts von Amerika formulierte Erzberger
eine Friedensresolution mit Annexionsverzicht, die im Juli 1917 von der
Reichstagsmehrheit beschlossen wurde. Von den Rechten und der dahinter
stehenden Obersten Heeresleitung wurde Erzberger von nun an wegen
Aufgabe der ursprünglichen Kriegsziele angefeindet, doch am 29. September
1918 verlangten auch Hindenburg und Ludendorff ein sofortiges deutsches
Waffenstillstands- und Friedensangebot - die Generalität befürchtete
jetzt den Zusammenbruch ihrer Westfront. Vier Tage später ernannte der
Kaiser den Prinzen Max von Baden zum neuen Reichskanzler, zugleich
wurde Erzberger Staatssekretär ohne Portefeuille. Dafür hatte sich namentlich
die liberale Seite ausgesprochen, da man in der gegebenen Situation
Erzberger innerhalb einer Regierung für ungefährlicher hielt als im Parlament9
. Der neuen Regierungsgewalt oblag, das war von vornherein klar,
die Abwicklung eines verlorenen Krieges.

Anfang November bildete das Kabinett eine Delegation, die auf deutscher
Seite die Verhandlungen über den Waffenstillstand führen sollte. Nach einigem
Hin und Her nominierte man den überraschten und widerstrebenden
Erzberger zum Regierungsvertreter und schließlich auch zum Leiter der
Kommission10. Nach Zwischenhalt im deutschen Hauptquartier in Spa fuhren
die Parlamentäre am 7. November 1918 in drei Kraftwagen durch die
Frontlinie, ein Sonderzug brachte sie in das Hauptquartier des Marschalls
Foch im Wald von Compiegne. Der Marschall trat hochfahrend auf, stellte
überaus harte Bedingungen, über die nicht verhandelt, sondern die nur angenommen
oder abgelehnt werden konnten. Lediglich in wenigen Punkten
vermochte Erzberger noch geringfügige Milderungen durchzusetzen. Der
mit Wahrnehmung der Geschäfte betraute Reichskanzler Ebert wie auch
Hindenburg depeschierten Zustimmung". Jetzt blieb den Unterhändlern

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