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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 446
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reisen. Es wurde festgestellt, daß sich die beiden im Gästebuch als Studenten
namens Knut Bergen aus Jena und Franz Riese aus Düsseldorf eingetragen
hatten. Eine fernmündliche Nachfrage in den genannten Städten ergab
, daß diese Identität falsch sein mußte. Unterdessen wurde im Bereich
des Hotels ein handschriftlicher Zettel der fraglichen Gäste aufgefunden.
Ferner entdeckte man diverse Papierschnitzel, die auf den Namen Heinrich
Schulz wiesen. Durch Handschriftenvergleich und durch Abgleichung der
Personenbeschreibungen konnte geklärt werden, daß es sich mit hoher
Wahrscheinlichkeit um die aus politischen Umtrieben polizeibekannten
ehemaligen Offiziere Schulz und Tillessen handelte.

Heinrich Schulz wurde am 20. Juli 1893 in Saalfeld/Thüringen geboren.
Nach dem Schulbesuch trat er 1912 eine kaufmännische Lehre an. 1914
meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, zweimal ist er im Weltkrieg verwundet
worden. 1919 wurde er im Rang eines Leutnants der Reserve entlassen.
Im April 1919 schloß er sich der Marinebrigade Ehrhardt an und beteiligte
sich in München am Kampf gegen die Räteherrschaft, zuletzt als Angehöriger
der Sturmkompanie von Killinger. Sein Gefährte Heinrich Tillessen
war am 27. November 1894 in Köln-Lindenthal geboren worden. Nach
Gymnasiumsbesuch in Metz und Koblenz ging er 1912 als Seekadett zur
Marine, 1917 wurde er zum Oberleutnant befördert. Nach Kriegsende
überführte er sein Torpedoboot nach Scapa Flow und versenkte es beim
vorbereiteten Untergang der deutschen Flotteneinheiten. Nach Internierung
und Kriegsgefangenschaft kehrte Tillessen 1920 heim, wurde aus dem
Dienst verabschiedet und schloß sich nun ebenfalls jener Marinebrigade
an, deren Führer sein früherer Flotillenchef Ehrhardt geworden war23.

Die Marinebrigade Ehrhardt hatte im März 1920 beim Kapp-Putsch eine
verhängnisvolle Rolle gespielt, indem sie auf Weisung der Putschisten die
Reichshauptstadt besetzte. Als das Unternehmen zwei Tage später scheiterte
, hat man dieses Freikorps aufgelöst. Die Angehörigen der Brigade bauten
nunmehr einen Geheimbund auf, an dessen Spitze wiederum der frühere
Marineoffizier Ehrhardt stand, militärischer Leiter wurde der ehemalige
Kapitänleutnant Manfred von Killinger. Diese Organisation Consul versteckte
sich hinter einer fingierten „Bayerischen Holzverarbeitungsgesellschaft
m.b.H." mit Sitz in München. Eng wirkte sie zusammen mit den
rechtlastigen Bünden Wiking und Germanenorden, ohnehin gab es viele
Mehrfach-Mitgliedschaften. Auf diese Weise erstreckte sich das Netz der
Organisation C über ganz Deutschland mit Zellen in vielen Großstädten.
Alle Mitglieder waren auf strenge Verschwiegenheit und bedingungslosen
Gehorsam eingeschworen, einem Verräter drohte Feme. Es handelte sich
eindeutig um eine totalitäre, rechtsextremistische Vereinigung, über die
Killinger später aussagte: „Zweck der Organisation war, eine möglichst

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