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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 452
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0452
Gegen den Mittäter Heinrich Schulz mußte getrennt verhandelt werden. Er
war im Mai 1945 bei Traunstein von den Amerikanern gefangengenommen
worden. 1946 konnte man ihn im Kriegsgefangenenlager Kornwestheim
als jenen Heinrich Schulz identifizieren, der den Erzbergermord begangen
hatte. Im November 1946 wurde der Generalstaatsanwalt in Freiburg
verständigt, daß Schulz sich in einem Internierungslager in Darmstadt
befinde. Die badischen Strafverfolgungsbehörden stellten sogleich ein
Auslieferungsersuchen, aber erst im Dezember 1949 haben die Amerikaner
den Beschuldigten der deutschen Justiz überantwortet, so daß er ins Gefängnis
von Offenburg verbracht werden konnte. Bereits in Darmstadt war
Schulz durch die Polizei zum Tatvorwurf gehört worden. Schon dort hatte
er den Mord gestanden und erklärt, daß Killinger ihm und Tillessen zu Anfang
August 1921 erklärt habe, laut Losentscheid hätten sie beide den
Reichsfinanzminister Erzberger zu töten37. Nach seiner Überstellung ist
der Beschuldigte Schulz durch den Untersuchungsrichter beim Landgericht
Offenburg an mehreren Tagen sehr ausführlich vernommen worden.
Glaubhaft wiederholte er seine frühere Darstellung, daß der Mordbefehl
von Killinger erteilt worden sei. In seinem Büro habe Killinger ihm und
Tillessen einen Umschlag überreicht, der einen mit Schreibmaschinenschrift
beschriebenen Zettel enthielt. Dem Sinne nach habe es da geheißen,
gemäß der in der Leitung stattgefundenen Auslosung sei er mit Tillessen
bestimmt worden, den Reichsfinanzminister a. D. Erzberger zu beseitigen.
Die Art der Ausführung bliebe ihnen überlassen, für den Fall der Entdeckung
werde Unterstützung zugesagt. Zur Person des Opfers meinte
Schulz, daß Erzberger in Kreisen der Freikorpsleute der bestgehaßte Mann
gewesen sei. Auch habe sich doch alles, was Helfferich öffentlich vorgeworfen
habe, als wahr erwiesen. Von sich aus hätte er, Schulz, sich allerdings
nicht entschließen können, Erzberger zu töten. Dann aber habe er
einen Befehl erhalten und fühlte sich an den dem Germanenorden geleisteten
Eid gebunden. Auf der Suche nach dem Aufenthaltsort des ehemaligen
Finanzministers hielten sich die beiden Verfolger in Ulm, Jordanbad,
Biberach und Beuron auf. Dort erfuhr Tillessen, daß der Gesuchte in Bad
Griesbach zur Kur weile. Am 21. August 1921 seien sie dorthin gefahren,
hätten aber kein Quartier gefunden, weshalb sie in Oppenau ein Gasthauszimmer
bezogen. Zwei Tage vor der Tat hätten sie hinter Büschen hervor
Erzberger mit Frau, Tochter und drei Begleitern auf der Kniebisstraße beobachtet
. Am Tattage hätten sie sich wieder in der Nähe dieses Spazierweges
verborgen, bis Erzberger mit einem ihnen unbekannten Herrn heraufgekommen
sei. Man sei beiden nachgegangen. Als sie noch etwa 30 m
entfernt gewesen seien, hätten die Vorausgehenden sich nach ihnen umgedreht
. Da sei Tillessen vorgesprungen und habe aus 10 m Entfernung dreimal
auf Erzberger geschossen. Nunmehr sei Diez mit Schirmhieben auf
Tillessen eingedrungen. Tillessen habe einen Schuß auf Diez abgegeben

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