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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 454
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buch39. Recht früh wurde dem Verurteilten mit Entschließung des baden-
württembergischen Ministerrats ab 22. Dezember 1952 bedingte Strafaussetzung
gewährt, am selben Tage hat man ihn aus der Landesstrafanstalt
Freiburg entlassen40.

An der Stelle nahe der Fahrstraße, wo Matthias Erzberger den Tod gefunden
hatte, war nach der Tat ein Bildstock errichtet worden. Unter der Naziherrschaft
mußte er 1933 entfernt werden. Im Jahre 1951 wurde in der Biegung
der Kniebisstraße ein Granitfindling erstellt mit der Inschrift: „Hier
starb Matthias Erzberger - Reichsfinanzminister - am 26.8.1921 - R.I.P."
In der Kapelle der Kurklinik Mütterheim St. Anna in Bad Griesbach erinnert
eine von Künstlerhand gestaltete Steintafel mit Porträtmedaillon an
die Mordtat auf dem Weg zum Kniebis41.

Schlußwort

Matthias Erzberger war vieles in einem: Ein bürgernaher Volksvertreter,
ein geborener Politiker, ein ideenreicher Finanzexperte, ein weitblickender
Staatsmann, ein aufrechter Demokrat. Während des Ersten Weltkrieges erkannte
er früh die Sinnlosigkeit kämpferischer Auseinandersetzung, kehrte
sich ab vom imperialistischen Machtstreben. Überzeugt trat er für eine
Friedensresolution ein, führte selbst die Verhandlungen um einen Waffenstillstand
, befürwortete die Annahme des harten Versailler Vertrages. Wie
sehr Erzberger beigetragen hat, noch mehr Leid von allen abzuwenden, ist
im nationalistischen Getümmel jener Zeit untergegangen. Üble Beleidigungen
, konzertierte Medienhetze und gewalttätige Angriffe gegen Leib und
Leben hat er um seiner friedensbereiten Haltung willen hinnehmen müssen
. Doch furchtlos und voll christlichen Vertrauens ging er seinen Weg,
den ein brutaler politischer Mord so abrupt beendet hat. Auf der letzten
Seite einer kurz vor dem Tode veröffentlichten Schrift hatte Matthias Erzberger
noch einmal bezeugt42: „Ein gegen mich geplanter Attentatsversuch
von Reichswehrangehörigen am Abend dieses Tages mißlang; wenige Tage
darauf wurde nachts mein Arbeitszimmer im Finanzministerium beschossen
und ein Zimmer, in welchem man mein Schlafzimmer vermutete,
durch eine Handgranate verwüstet; beim dritten Anschlag in Moabit wurde
ich sichtlich durch Gottes Hand beschützt und nur leicht verwundet. Aber
auch dieser ,Dank' und aller Haß meiner Gegner macht mich nicht irre in
der Überzeugung, daß damals nur die Unterzeichnung des Friedens der
Weg zur Rettung des deutschen Volkes war."

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