http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0462
einander mit Durchbrüchen verbunden, die nur leicht zugemauert wurden.
In jeder Etage mußten Eimer mit Wasser stehen, dazu Luftschutzspritze,
Feuerpatsche, Löschsand, Papiersäcke u. a.4.
In den Betrieben und in jedem Stadtviertel mußten Luftschutzübungen abgehalten
werden - auch in unserer Schule. Für uns Kinder - nicht ahnend,
was uns bevorstand - war das toll: ein feuchtes Handtuch vor Mund und
Nase gegen Staub und Rauch zu tragen, die Luftschutzspritze in Betrieb zu
nehmen, Sand über eine fiktive Brandbombe zu schütten, mit der Feuerpatsche
umzugehen u.a.m. Und wenn die Lehrerin oder der Aufseher uns gelegentlich
den Rücken kehrten, wurden sogleich die feuchten Lappen der
Feuerpatsche dazu benutzt, harte Kämpfe unter uns auszutragen! Ein
Schlag damit auf nackte Schienbeine (wir trugen damals alle kurze Hosen)
kann recht weh tun! Wehe, wenn wir dabei erwischt wurden; dann gab es
als Strafe eine Seite Schönschreiben: „Unser lieber Führer Adolf Hitler ist
am 20.4.1889 in Braunau am Inn geboren... Er ist wie ein Vater zu uns..."
Doch im Ernst: All diese Luftschutzmaßnahmen haben vielen Menschen
das Leben gerettet.
Über die Zahl der Opfer infolge der Bombardierungen gibt uns die Statistik
folgende nüchterne Zahlen:
Insgesamt starben bei allen Angriffen auf die Stadt 1200 zivile Einwohner
Straßburgs5.
Kürzlich bekam ich von einem ehemaligen Angestellten der damaligen
Junkers-Werke (davor Firma Mathis, jetzt Citroen) in Straßburg Unterlagen
über die genaue Zahl und Zeitdauer der einzelnen Fliegeralarme in den
Jahren 1942 bis 1944, die damals dazu gedient hatten, im Lohnbüro die dadurch
ausgefallenen Arbeitsstunden exakt zu berechnen. Danach hat es im
Zeitraum vom 9.11.1942 bis zum 23.11.1944 insgesamt 220 Fliegeralarme
gegeben, nämlich 9 im November/Dezember 1942, 17 im ganzen Jahr
1943 und 194 bis zum 23. November 1944, mit dem Höhepunkt von 5
Alarmen am 26.2.44 und von 33 Alarmen in 20 Tagen des Monats Oktober
1944, vorwiegend in der Nacht6.
Diese Zahlen können jüngeren Generationen verdeutlichen, wie nervenaufreibend
diese Zeit gewesen ist, wußte man doch nie, ob Bomben fallen
würden oder nicht. Wenn aber Bomben fallen sollten, dann hofften wir,
6.9.1943 209 Tote
11.8.1944 182 Tote
29.9.1944 636 Tote
633 Verletzte (Neudorf betroffen)
333 Verletzte
554 Verletzte
462
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0462