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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 485
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Denn solche Männer brauchte Jeckeln, der auch 1942/43 seine Ausrottungsaktionen
weiter betrieb. Ein Bericht von 1942:

„Nach dem Unternehmen ,Sumpffieber' war SS-Obergruppenführer
Jeckeln der Auffassung, daß Weißruthenien im großen und ganzen befriedet
sei. Der Gauleiter stimmte ihm zu und richtete ein Dankschreiben
an ihn."66

Die letzte Phase des Krieges

Neben Jeckeln war im „Ostland" auch eine deutsche Zivilverwaltung installiert
, der ein ehemaliger Gauleiter vorstand. Jeckeln befand sich in dauerndem
Streit mit Reichskommissar Lohse. Beide schrieben ständig an ihre
Kontaktpersonen in der Führung nach Berlin. Das gipfelte mitunter in die
Forderung, der andere sei abzuberufen67. Man belauerte sich, und die Worte
des anderen wurden weitergemeldet. Als etwa Jeckeln in einer Ansprache
im Juli 1942 die lettischen Hilfswilligen anfeuern wollte mit dem Versprechen
, „in einem großgermanischen Reich" habe auch „das lettische
Volk seinen Platz an der Sonne", wollte ihn Lohse gleich wegen unzulässiger
politischer Äußerungen zur Rechenschaft ziehen lassen68. Aber Jeckeln
war unentbehrlich durch seine Erfolgsberichte - er hatte gerade seine „Aktion
Sumpffieber" abgeschlossen mit über zehntausend Toten.

„389 bewaffnete Banditen im Kampf erschossen,
1274 Verdächtige abgeurteilt und erschossen,
8350 Juden exekutiert."69

Jeckeln hatte in den Kriegsjahren immer auch Sonderaufträge. Er führte eine
„Kampfgruppe Jeckeln", mit der er auch an regulären Kriegseinsätzen
beteiligt war, etwa vor Leningrad und bei Newel. Das war wohl der Grund,
wieso er im Unterschied zu anderen SS-Führern auch militärische Auszeichnungen
erhielt. Die Eisernen Kreuze, das Deutsche Goldene Kreuz,
das Ritterkreuz und dann noch am 8. März 1945 das begehrte Eichenlaub
waren nur ein Teil seiner Anerkennungen70.

Ein Streitpunkt mit Lohse ergab sich bei der Mobilisation der einheimischen
Bevölkerung. Schon im Winter 1943/44 hatte Jeckeln die Esten und
Letten „weit über das vom Führer zugestandene Rekrutierungssoll" hinaus
mobilisiert, wie Lohse am 20.7.1944 empört an Bormann schrieb. Er
schreckte dann im Sommer 1944 nicht einmal davor zurück, den deutschfreundlichsten
lettischen General wegen Schlappheit verhaften zu lassen71.

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