http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0524
Anscheinend hatte dieser Feinerzstaub aber auch eine positiv wirkende
Eigenschaft. Er wurde oft genug bis Herbolzheim getragen und nach Stillegung
des Bergwerkes war zu hören, daß eine vorher auffallend geringe
Emboliegefahr sich sprunghaft auf Normalwerte erhöht habe, so daß die
Vermutung nahe lag, irgend eine Komponente des Staubes habe mildernd
gewirkt.
Mit größerer Sicherheit haftete dem Erzstaub eine andere Wirkung an, die
ein Veterinärarzt in Ettenheim entdeckte und umsetzte. Ein bestimmtes
Quantum des Erzstaubes wurde dem Schweinefutter zugesetzt und verhinderte
Rotlauf und andere bei der Ferkelaufzucht unerwünschte Krankheiten
.
Der Abbau des Erzes am westlichen Kahlenberghang hatte aber für Ringsheim
in der Zeit, als nach dem Krieg der Weinbau in Blüte kam, den gravierenden
Nachteil, auf eigener Flur keine Anbaumöglichkeiten zu besitzen
. Später, bei einsetzendem Bauboom, kam die Einschränkung der beliebten
Hangbebauung hinzu, so daß schließlich die eingehandelten Nachteile
für die Entwicklung deren ursprüngliche Vorteile zunichte machten.
Letzten Endes trat dann von 1984 an die Geruchsbelästigung auf, die bei
der Planung der Anlage noch als abwendbar hingestellt wurde, von der
man aber heute weiß, daß sie bei diesen Standortbedingungen - Ortsnähe
und zum Ort hin fallendes Gelände - letztendlich unvermeidbar sein wird,
so lange der Rohmüll in der heutigen Zusammensetzung unbehandelt abgelagert
werden muß.
So gehen dann die Bemühungen aller Beteiligten folgerichtig in eine Richtung
, wonach eine geruchsmindernde Vorbehandlung des Mülls einzurichten
sein wird, bis endlich die TA Siedlungsabfall das Verfahren durchsetzen
wird, das geeignet ist, die Faulungsfähigkeit des Abfalles auf Null herabzusetzen
.
Die Älteren der heute lebenden Generation werden die Wiederherstellung
des Bergprofiles des Kahlenberges nicht mehr erleben. Die mittleren Altersstufen
vielleicht, die Jüngeren aber werden sicher beurteilen können,
ob und in welchem Maße, vor allem aber wie lange noch der Kahlenberg
das Schicksal von Ringsheim beeinflußt.
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