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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 604
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alten Mann in seiner Karlsruher Studienzeit wahrscheinlich noch selbst getroffen
hat, war niemand anders als Hans Thoma. Daß es Thoma, der Bauernsohn
aus dem Südschwarzwald, war, der Andreas Meier viel mehr beeindruckte
als die moderne Kunst, die er an der Mannheimer Kunsthalle so
ausgiebig studieren konnte, wundert nicht. Thomas Darstellungen der
Schwarzwaldlandschaften, seine Kinderszenen, seine Porträts der Mutter
als alter Bäuerin, seine Bilder von jenem innigen, gottseligen Vertrauen,
mit dem kleine Kinder auf dem Schoß der Mutter oder der großen Schwester
in den Schlaf gefallen sind - all das hatte Andreas Meier, dem Bauernsohn
aus dem Alemannischen, etwas zu sagen.

Den Weg zur eigenen Herkunft und Kindheit, der sich ihm in den Bildern
Thomas öffnete, sollte Meier bald selbst und zwar auf seine eigene Art
künstlerisch beschreiten. Ende der zwanziger Jahre entdeckte er ein neues
Betätigungsfeld, auf dem er die größten beruflichen Erfolge erzielen sollte.
Das war die Illustration von Kinderbüchern und Schulfibeln.

Entscheidend für diese neue Wendung im künstlerischen Schaffen Meiers
waren Kontakte zu dem Schriftsteller, Pädagogen und Kulturpolitiker Leo
Weismantel, die sich offenbar 1929 erstmals ergaben. Weismantel
(1888-1964)6 hatte in Marktbreit am Main in der Nähe von Würzburg ein
privates Lehr- und Forschungsinstitut, die „Schule der Volkschaft" aufgebaut
, wo er im Geist christlich-humanistischer Weltanschauung eine Reform
des Erziehungswesens propagierte. Von Bedeutung war dabei auch
eine Neugestaltung von Kinder- und Jugendbüchern. An der Lösung dieser
langfristig angelegten Aufgabe ließ er nun auch Meier teilhaben.

So kam Meier zu einer Tätigkeit, die seiner innersten Wesensart sehr entgegenkam
. Alles in allem sollten es weit über ein Dutzend Kinder- und
Schulbücher werden, die er - und das nicht nur mit Weismantel, sondern
auch mit anderen Partnern und Auftraggebern - bis Anfang der 50er Jahre
mit seinen Illustrationen gestaltete. Ein naiver, weitabgewandter Zug, der
Meier eigen war, fand künstlerisch hier den ihm gemäßen Gegenstand, und
es sollte Meier tatsächlich gelingen, im Stil der damaligen Zeit die Welt
der Kinder einfühlsam zum Ausdruck zu bringen.

Leicht war diese Zeit, in der er lebte und arbeitete, freilich nicht. Schroff
liefen die ökonomischen und politischen Wirren jener stillen künstlerischen
Entfaltung, die Meier erstrebte, entgegen. Wie viele andere seiner
Generation hat er sie dramatisch am eigenen Leib erfahren müssen. Meier
war ein Leben lang Freiberufler und wirtschaftlich deshalb entsprechenden
Risiken ausgesetzt. Temporäre Beschäftigungen in großen Graphikateliers
beruhten auf freier Mitarbeit. Aber diese Existenzfom hatte durchaus ihren

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