http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0608
Abb. 8 und 9: Zwei Porträtstudien der Mutter des Künstlers.
Bleistiftzeichnung, 30. und 31. 12. 1935
sieht zum Antlitz: das ist mit das beste, was Meier künstlerisch hinterlassen
hat.
Betrachtet man dieses letzte Mutterporträt (Abb. 9), so wird man einsehen,
daß ein Zeitungsartikel das Schaffen von Andreas Meier nicht zu Unrecht
einmal als „Kunst der Geborgenheit" charakterisierte12. Und man versteht,
warum der Künstler eine so große Vorliebe hatte für Märchenbilder und
Kinderfibeln, für Krippen- und Muttergottesdarstellungen, für das Bauerndorf
, das die Welt seiner Kindheit, und für die Landschaften, in denen er
groß geworden war.
Als 1935 diese innigen Porträts der Eltern entstanden, waren die Zeiten, in
denen er lebte, noch rauher geworden. Meier hat das lange nicht wahrhaben
wollen. Der Propaganda, mit der die neuen Machthaber seit 1933 bessere
Zeiten versprachen, hat er mehr Glauben geschenkt als manch kritischer
Äußerung aus seinem Freundeskreis, und selbst mit einer seiner Tanten
, die dem Franziskanerorden angehörte und die Hitler offenbar mit gesundem
Instinkt durchschaute, überwarf er sich wegen der Frage, wie der
Nationalsozialismus einzuschätzen sei. Und schließlich: war nicht auch
sein Lehrer Schnarrenberger in Karlsruhe von seinem Lehramt suspendiert
worden?
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