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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 616
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Wende von der Graphik zur Malerei sollte nun seinen letzten Lebensabschnitt
bestimmen.

Die Sorgen, die ihn bedrängten, konnte er vergessen, wenn er mit dem Pinsel
im Atelier, vor allem aber draußen in den Bruchwiesen, an der Schutter,
am Altrhein, im Schwarzwald oder am oft besuchten Bodensee saß. Und in
den schönsten seiner Schutterbilder teilt sich etwas von diesem still empfundenen
Glück mit (Abb. 12, 13).

Diese Hinwendung zur Malerei kam freilich zu spät. Er, der Graphiker,
habe dafür, wie er einmal bemerkte, früher nie eine Neigung gespürt21.
Jetzt mußte er Sorge haben, daß ihm keine Zeit mehr blieb, es in dieser
Kunst noch zu einer gewissen Reife zu bringen. Es blieb denn auch bei
Aquarellen und Temperabildern, wobei gerade das Tempera dem graphischen
und zeichnerischen Duktus in Meiers Werk material entgegenkam.
Die in den zwanziger Jahren versuchte Ölmalerei hat er nicht mehr aufgegriffen
. Auch wenn Meier hier keine allzu große Meisterschaft erreichte,
so haben diese Bilder doch malerischen Reiz, vor allem aber für die Ortsgeschichte
durchaus ihre Bedeutung (Abb. 14, 15).

Teil seines Berufs war und blieb auch jetzt die Auseinandersetzung mit der
alten und der neuen Kunst. Die Kunstmuseen und Ausstellungshallen in
Baden-Baden, Karlsruhe, Basel oder Colmar waren in Tagesfahrten erreichbar
, aber auch entferntere Kunststädte konnte er noch gelegentlich besuchen
. Zeitgenössische, und das hieß in den fünfziger Jahren zumeist abstrakte
Kunst, konnte er vor allem in Baden-Baden gelegentlich sehen,
auch wenn er dazu ein zurückhaltendes Verhältnis hatte. Maßgeblich blieben
für ihn die alten Meister. Ein, wenn nicht überhaupt der Höhepunkt der
gesamten Kunstgeschichte war auch für Meier die Kunst Deutschlands um
1500, also die Zeit, als Dürer, Grünewald, Holbein, Cranach und andere
lebten und arbeiteten. Insbesondere Grünewald hinterließ bei Meier schon
früh nachhaltigen Eindruck. Die Tafeln des Meisters in der Karlsruher
Kunsthalle und auf dem Isenheimer Altar waren ihm sowohl als Künstler
wie als gläubiger Katholik eng vertraut. Das Grünewaldsche Werk hat
Meier sich auch künstlerisch aktiv anzueignen bemüht. In den Jahren nach
dem Krieg fertigte er eine Reihe von Kreuzen nach Grünewald an. Es handelte
sich dabei jeweils um zwei zu einem Kreuz verbundene Holzbretter,
von denen das vertikale Stück bis zu einem halben Meter lang war
(Abb. 16). Das Holz wurde mit einer Goldbronze behandelt und darauf der
Gekreuzigte nach dem Vorbild von Grünewalds großer Karlsruher Tafel
mit einem schwarzen Stift reproduziert. Der markante Ausdruck des Leidens
, wie Grünewald ihn uns vorgeführt hat, war Meier selbst in der Kopie
nicht erreichbar, aber die schwarze graphische Struktur des geschundenen

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