http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0627
Aschermittwochsbrauchtum in Wolfach
Schauertag, Fasnachtsbegraben und -verbrennen,
Geldbeutelwäsche
Frank Schräder
1. Aschermittwoch: Ende der Fasnacht, Beginn der Fastenzeit
Der Aschermittwoch ist heute in der lateinischen Liturgie der Beginn der
40tägigen Fastenzeit vor Ostern1; an ihm wird den Gläubigen zur Bußver-
mahnung beim Gottesdienst ein Kreuz aus Asche, die aus den Palmzweigen
des Vorjahres gebrannt wurde, auf die Stirn gestreut. Der Aschermittwoch
gilt manchmal als Unglückstag; an ihm sei Luzifer aus dem Himmel
gestürzt worden2.
Der Beginn der vorösterlichen Fastenzeit war ursprünglich nicht genau
festgelegt. Zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert entwickelte sich nach dem
Vorbild Jesu die 40tägige Fastenzeit (Quadragesima), die am Dienstag
nach dem Sonntag Invokabit begann. Es gab allerdings in verschiedenen
Gegenden Unterschiede in der Zählweise der Fastentage3; zu Beginn des
8. Jahrhunderts setzte sich der Mittwoch vor Invokabit als Fastenzeitbeginn
durch, der nach dem Konzil von Benevent im Jahre 1091 zum
Aschermittwoch wurde4. Die ursprünglich zu den 40 Fasttagen zählenden
Sonntage wurden als Gedächtnistage der Auferstehung aus der Fastenzeit
ausgespart. In manchen Gegenden (Mailand, Tessin) wurde lange Zeit
noch der alte Fastenzeitbeginn beibehalten.
Der Fastenzeit voraus geht die Fasnacht, deren Ursprünge umstritten und
nicht mit Sicherheit zu ergründen sind; es spricht aber vieles dafür, daß sie
nicht auf germanisch-heidnisch-kultische Bräuche zurückgeht, sondern erst
im christlichen Mittelalter entstand5. Früher dauerte die Fasnacht trotz der
Verlegung des Fastenzeitbeginnes vom Stephanstag (26.12.) bis zum Sonntag
Invokabit, der noch heute als „Alte Fasnacht" bezeichnet wird (s.u.).
Am Aschermittwoch fand dabei oft die Weiberfasnacht statt. Die Kirche
versuchte insbesondere seit dem 16. Jahrhundert den Zeitraum zur Feier
der Fasnacht auf die Tage zwischen Dreikönig (6.1.) und Aschermittwoch
einzuschränken; ihr gelang es aber nicht völlig, alle Fasnachtsbräuche zwischen
Aschermittwoch und Invokabit zu unterbinden6. Auch heute wird
die Fasnacht in manchen Städten und Dörfern erst am Aschermittwoch
oder später beendet. Am Beispiel der Stadt Wolfach sollen hier nun einige
Aschermittwochsbräuche näher untersucht werden.
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