http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0634
Begräbnis der Fasnet, durch das das Tragen der Narrenkleider gelegentlich
auf den Aschermittwoch ausgedehnt wurde: 1756 haben am Aschermittwoch
. . . nachfolgende die Faßnacht begraben, als Joseph Duppele, Anton Armbruster, Jacob
Armbruster, Antoni Kuenz, Mathis Meyr und Tobias Armbruster. bei welchen annoch zwey
Baurenbueben aus dem Kinzingerthal, und weilen dieses wider die gn. Herrschafts-Ord-
nung laufet und sie die mehreste Kleidung hierzu von Antoni Fischer dem Adlerwürth gehabt
, er auch den Ausgang aus seinem Haus ihnen hierzu verstattet hat, als ist derselbe
nebst denen übrigen jeder per 1 fl Straf angesehen worden60.
1781 wird nicht die Fasnet, sondern der „Bachus" begraben61. Etwas ausführlicher
beschreibt Heinrich Hansjakob in seiner Erzählung „Theodor,
der Seifensieder" den Brauch, den er vermutlich 1865 selbst miterlebte
(Hansjakob erwähnt zuvor ausführlich das in jenem Jahr aufgeführte Fasnetspiel
„Der Munderkinger Landsturm")62:
Am Aschermittwoch begruben die Wolfacher die Fastnacht. Ein Strohmann wurde von vier
Mann durch die Straßen getragen, und die Narren gingen hintennach. Vor dem Tore ward er
in einem Acker beerdigt. Hierauf begab sich der Zug zum Stadtbrunnen zurück, allwo die
leeren ledernen Geldbeutel gewaschen wurden.
Das Begraben der Fasnet in Verbindung mit der Geldbeutelwäsche findet
sich auch in anderen Städten63; in einigen Gemeinden in Baden und der
Oberpfalz werden, in Kombination der beiden Bräuche, keine Strohpuppen
, sondern die Geldbeutel selbst begraben64.
Obwohl es in Wolfach einer der ältesten Fasnetbräuche ist (und das es deshalb
wert wäre, wiederbelebt zu werden), kam das Fasnetbegraben in Vergessenheit
. An seine Stelle trat gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Fas-
netverbrennen: „In früheren Jahren wurde am Aschermittwoch die Fastnacht
unter Trauerklage begraben und dabei ein Strohmann verbrannt"65.
Die Verdrängung des früher als Finalbrauch der Fasnet vorherrschenden
Begrabens durch das Verbrennen ist vielerorts nachweisbar, wobei auch
Mischformen der Bräuche auftreten können; in den vom Tübinger Arbeitskreis
für Fasnachtsforschung in den Jahren 1961-64 untersuchten 534 Gemeinden
zwischen Neckar und Bodensee kam das Verbrennen der Fasnet
ungefähr doppelt so häufig vor als das Begraben66.
In den 1920er Jahren (die erste genehmigte Nachkriegsfasnet fand 1924
statt) wurde in Wolfach eine ausgestopfte, angezogene Puppe mit Namen
„Fasnet" auf des Hechtewirts Bierfaßkarren bei anbrechender Dunkelheit
durch die Stadt gezogen. Die Kinder liefen hinterher und riefen „d'Fasnet
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