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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 678
(PDF, 127 MB)
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schrieben. Damit nicht genug, wurde er
etwa seit 1628 auch noch zum Erbauer
der Kirche von Thann und des Freiburger
Münsters. Um das „Panorama des Erwin-
Mythos" zu komplettieren, nahm man zu-
guterletzt die Dimension des Sagenhaften
zu Hilfe.„Man findet sie in der stereotypen
Darstellung des Meisters, den man
hinrichten ließ oder dem man das Augenlicht
nahm aus Furcht, er könnte anderswo
ein ähnliches Werk schaffen, wie es
hier verwirklicht wurde" - sinngemäß so
gedruckt im Gedicht eines anonymen Verfassers
aus dem Jahr 1681.
Hugo Ott spricht in seinem Aufsatz
„Nachdenken über das Freiburger Münster
" von seinem persönlichen als Kind
erlebten Zugang zur Freiburger Bischofskirche
, den ihm das bekannte Kinderbuch
vom „Schmiedledick" wies. [Der Verfasserin
Elisabeth Walter (1897-1956) aus
der südlichen Ortenau, der begnadeten
Volksschullehrerin und NS-Verfolgten aus
Kippenheimweiler. darf bei dieser Gelegenheit
in diesem Jahrbuch ein kleines
Denkmal gesetzt werden.] Sodann spricht
er vom Mißbrauch dieser Kathedrale für
propagandistische Zwecke des neuheidnischen
NS-Chefideologen Alfred Rosenberg
anläßlich seines Auftritts auf dem in
ein Fahnenheer getauchten Münsterplatz
im Herbst 1937. „Nur das Erzbischöfliche
Palais trug keinen Fahnenschmuck, was
übel vermerkt worden ist." Rosenberg leistete
sich die Umwertung aller Werte, die
Perversion des christlichen Sakralbaus in
der Dämonie des „Dritten Reiches". In
der Sylvesterpredigt des gleichen Jahres
ironisierte Erzbischof Conrad Gröber Rosenbergs
Rasseauffassung der nordischen
Menschen: „Wir sind gegensätzlicher
Meinung in der Auffassung von Rasse
und Blut. Gegensätzlich, weil wir sagen:
wir sind nicht nur das Produkt von Rasse
und Blut, sondern der Geist ist es, der die
Völker untereinander gleich macht. Wir
wollen keinen ,Mythus', der heranwächst
aus dem Blute des Volkes." Ott beklagt
zum Schluß die „unglaubliche Invektive

gegen Erzbischof Gröber", die sich ein
bekannter Tübinger Professor am 27. November
1994 anläßlich der 50. Wiederkehr
des Angriffs auf Freiburg leistete.
Der Auftritt des Redners, von der Stadt
Freiburg als Höhepunkt geplant, erfuhr
von offizieller Seite keine Richtigstellung.
Als am 28. Juni 1914 der Freiburger Erzbischof
Thomas Nörber in Kehl weilte,
um die neue katholische Pfarrkirche St.
Johannes Nepomuk einzuweihen, ahnte
weder der Konsekrator noch der Architekt
Johannes Schroth noch irgendeiner der
zahlreich erschienenen Gläubigen, daß
zur gleichen Stunde in der fernen Balkanstadt
Sarajewo jene Schüsse fielen, welche
zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs
führten, durch den die Welt grundlegend
verändert wurde. Eine merkwürdige
Gleichzeitigkeit zweier gänzlich verschiedener
Ereignisse! Auch in der Kunstgeschichte
ging an diesem Tag eine hundertjährige
Epoche zu Ende. Sie hatte mit
dem Ende des alten Reiches begonnen
und war im Bereich der kirchlichen Architektur
in den ersten Jahrzehnten durch
das gewissenhaft zu befolgende großherzogliche
Bauedikt gekennzeichnet. Oberkonservator
Hans Jakob Wörner weist in
seinem Beitrag „Zum Kirchenbau des 19.
Jahrhunderts im Ortenaukreis" darauf hin.
daß in dem behandelten Zeitabschnitt -
den er nicht streng an der Jahrhundertwende
enden läßt, sondern bis zum Ausbruch
des verheerenden Krieges als organische
Zeiteinheit begreift - die weitaus
meisten Kirchen unseres Heimatkreises
entstanden.

Für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
ist festzustellen, daß die katholische Kirche
über ihr eigenes Vermögen nicht entscheiden
konnte ohne die Genehmigung
des Staates. Staatliche Baumeister fertigten
die Pläne für die Kirchen in Ichenheim
, Ortenberg, Kürzell (vom Weinbrennerschüler
Johann Voß), Nußbach (Ernst
Ohl), Lahr-Reichenbach (Bartholomäus
Weber), Lahr/St. Peter und Paul (Gebr. Jacob
Julius und Johann Greiff). Für Offen-

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