http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0686
Nach den gegen die preußischen Truppen
verlorenen Gefechten floh er zusammen
mit 3000 Revolutionsteilnehmern in der
Nacht zum 11. Juli 1849 in die Schweiz.
Im Frühjahr 1852 ging er nach Paris, wo
sich bereits ein großer Kreis deutscher
Flüchtlinge und Exilanten aufhielt. Erst
nach der Generalamnestie in Württemberg
für alle politischen Flüchtlinge kehrte
Pfau Ende 1863 nach Stuttgart zurück.
Dort verfaßte er die programmatischen
Leitartikel im „Beobachter" in der Neu-
gründungsphase der Volkspartei, Vorläuferorganisation
der heutigen Landes-FDP.
Pfau sei, so Schilling, zeit seines Lebens
entschiedener Demokrat und Föderalist
geblieben. Er bekämpfte folglich vehement
Bismarcks Politik und änderte auch
nach 1871, der Vereinigung Deutschlands,
im Gegensatz zu vielen seiner ehemaligen
revolutionären Kampfgenossen nicht seine
negative Einstellung zur Monarchie, zu
Militarismus und zur preußischen Hegemonie
. Das brachte ihm 1877 und 1883
einige Wochen Haft ein.
Martina Schilling ist das Kunststück gelungen
, die Lebensgeschichte Ludwig
Pfaus mit den historischen Zeitumständen
so zu koppeln, daß dem Leser beispielhaft
eine Epoche vorgeführt wird. Sie hütet
sich gleichermaßen vor ideologischen
Heroisierungen und vor einer plumpen Inanspruchnahme
des Revolutionärs für die
Gegenwart. Ob allerdings Pfaus Pathos
dem Zeitstil entsprach, wie Schilling nebenbei
schreibt, oder ob es nicht vielmehr
ein spezifisches Charakteristikum linker
deutscher Texte ist, ist eine für die Erforschung
deutscher demokratischer Tradition
nicht unerhebliche Frage. Könnten Pathos
und Radikalrhetorik doch zum Beispiel
fehlende konkrete Vorstellungen zur
politischen oder wirtschaftspolitischen
Organisation einer angestrebten Republik
überdecken.
Wolfgang Reinbold
Eugen Reinhard (Hrsg.), Regionalforschung
in der Landesverwaltung. Die
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg
. Ansatz, Leistung und Perspektiven
. Stuttgart. Kohlhammer
1995, 123 Seiten - Werkhefte der Staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg
. Serie A. Landesarchivdirek-
tion, Heft 6 -
Christine Bührlen-Grabinger, Konrad
Krimm und Herbert Natale, Archivalien
aus dem Germanischen Nationalmuseum
Nürnberg. Inventar des Bestands
H 52 a im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.
Stuttgart. Kohlhammer 1995, 168 Seiten
- Werkhefte der Staatlichen
Archiverwaltung Baden-Württemberg.
Serie B Hauptstaatsarchiv Stuttgart,
Heft 1 -
Mit diesen beiden Bänden beginnt die
Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg
zwei neue Serien. In der Serie A
werden vor allem Beiträge zu grundsätzlichen
archivfachlichen und archivübergreifenden
Themen veröffentlicht; in der Serie
B sind in erster Linie Kurzübersichten
über die Bestände, Repertorien und sachthematische
Inventare der Staatsarchive
vorgesehen.
Sollten diese beiden Serien auch beispielhaft
für die Arbeit der Archivfachleute
sein, würde dies ohne Zweifel eine Bestärkung
des Selbstverständnisses und der
Aufgabenstellung der Archivarinnen und
Archivare, besonders im kommunalen Bereich
, bedeuten.
Das von Eugen Reinhard herausgegebene
Werkheft beinhaltet Vorträge, die in einem
Festkolloquium aus Anlaß der Verabschiedung
von Prof. Dr. M. Schaab als
Leiter der Landesbeschreibung Baden-
Württemberg im Jahre 1993 gehalten wurden
. Wilhelm Störmer würdigt dabei
zunächst das Werk M. Schaabs innerhalb
der Landesgeschichte des deutschen Südwestens
. Joachim Benseh sieht anschließend
die Kreisbeschreibungen als
Herausforderung für Herausgeber und
Verlag. Hans-Martin Closs hebt die geo-
686
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0686