http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0012
diskutieren auch an den Objekten künstlerische Grundprobleme. Für die
Burgenbände 1934 und 1984 verfaßte Sprauer die Artikel über das
Bezirksamtsgebäude in Offenburg.
Seine künstlerische Ausbildung erhielt Hermann Sprauer an der Karlsruher
Akademie, wo er zunächst Schüler von Georg Scholz, Karl Hubbuch und
Carl Dillinger war, dann Meisterschüler von Ernst Würtenberger. Seine
Studien beendete er 1929, dem Jahr, in dem ihm auch der Badische Staatspreis
für Graphik zuerkannt wurde.
Sprauers erste Schaffensphase ist vom Stil der Neuen Sachlichkeit geprägt.
Dabei gilt sein Interesse dem Menschen in der Stadt, sein Blick ist analytisch
und sozialkritisch. Ihn interessiert der Rand seiner Welt, die Vorstädte
, Bahngleise und Tanklager, vor allem aber die einsamen Menschen im
sozialen Abseits oder in den Straßen der Vorstadt (Holzschnittfolge „Die
Nacht" aus den Jahren 1929-1932). Daneben malt er Architektur, Baustellen
, Gerüste und Maschinen, die er gerne mit üppiger Natur kontrastiert.
Werke dieser Zeit sind es vor allem, die Sprauer international bekannt machen
und mit ihnen hat er einen Platz in der Kunstgeschichte gefunden. Er
ist auf zahlreichen Ausstellungen zur deutschen Kunst der 20er Jahre und
der Neuen Sachlichkeit mit wichtigen Arbeiten vertreten. Seine Bilder hängen
ebenso in Karlsruhe, Stuttgart oder Berlin, wie in Paris, New York und
Montreal.
Im Dritten Reich war Sprauer, wie andere Offenburger Künstlerfreunde
auch, verschiedentlich Repressalien durch die nationalsozialistischen
Machthaber ausgesetzt. In seiner Kunst blieb er sich dennoch kompromißlos
treu, verband die Akribie des Chronisten mit der Parteinahme des Humanisten
. So tragen die - meist kleinformatigen - Bleistiftzeichnungen aus
den Kriegsjahren in der Sowjetunion keine Spur eines etwaigen Feindbildes
in sich. Sprauer registriert auch hier sachlich seine Umwelt, zeichnet
ärmliche Dörfer und ihre Bewohner, Fabrikanlagen und Arbeiter, bisweilen
vor malerischen Kulissen.
Unter den Eindrücken des letzten Krieges entstand zwischen 1946 und
1948 eine Reihe von Holzschnitten, die Sprauer Jahre später in einem ausdrucksstarken
Band als limitierte Auflage zusammenstellte (Verleih uns
Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten", Offenburg 1983). Er setzte
sich hier mit dem Leid auseinander, das der Zweite Weltkrieg über die
Menschen gebracht hat. Sprauer verstand seine Arbeit auch als Mahnung:
„Blätter wie diese können keinen Krieg verhindern, doch zum Erinnern,
Nachdenken, Entscheiden und Handeln veranlassen."
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