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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 13
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In den letzten Jahrzehnten entstanden schließlich eine Fülle von Farblinolschnitten
; die meisten davon sind in einem Buch zusammengefaßt („Bilder
der Ortenau", Offenburg 1990). Die künstlerische Vorgehensweise war immer
gleich: Auf der Suche nach Motiven durchstreifte er dann, meist zusammen
mit seiner Frau Else, per Fahrrad vom Haus in Zell-Weierbach aus
die Landschaft der Ortenau. Er hielt vieles von dem, was er sah, im Gedächtnis
fest, er verglich, ordnete ein. Ortsstraßen und Dorfkirchen, Waldhänge
und Rebhügel, Baumgruppen und Blumenfelder, Ansichten und
Stimmungen: er nahm sie in sich auf. Manche Motive setzte er in Bilder
um. Irgend etwas hat ihn dann gepackt: Eine besonders schöne Komposition
der Landschaftslinien, ein Detail am Weg, eine bestimmte Farbe. Dann
entwickelte er seine Bilder vor dem Motiv auf einer Skizze und feilte diese
in seiner kleinen Werkstatt zu einer Komposition aus Linien und Farben
aus. Er faßte Flächen zusammen, reduzierte seine Palette auf wenige Farben
, die er gerne scheinbar unvermittelt und übergangslos einsetzte, die
aber in ihrer Gesamtwirkung vollkommen durchkonstruiert sind.

Handwerkliche Präzision war für Sprauer eine Selbstverständlichkeit. Für
die Herstellung seiner Bilder hat er eine eigene langwierige Technik entwickelt
. Er druckte in kleiner Auflage („. . . ich bin gegen Massenware")
die durchschnittlich sechs bis zwölf Farben von einer Platte, die er dabei
gleichzeitig immer mehr herunterschnitt und so vernichtete. Jedes Bild war
eigenständig komponiert und in sich farblich genau abgestimmt. Das Gefühl
für Form und Farbe hat Sprauer ständig weiterentwickelt. Ihm verdanken
seine Bilder die eigene Sprache, wobei gerade der Umgang mit der
Farbe mit dem zunehmenden Alter des Künstlers immer kühner und perfekter
wurde.

In den Farbbildern der Ortenau vollzieht Sprauer eine Synthese seiner bisherigen
Sichtweisen. Immer noch wirft er einen intensiven Blick auf die
reale Umwelt. Jetzt beschäftigt ihn die Veränderung der heimatlichen Umgebung
. Ökonomische Umgestaltung und touristische Erschließung haben
auch die Ortenau erfaßt. Oberrheinkanalisierung, Autobahn- und Straßenbau
, Rebumlegung und Flurbereinigung, Abriß und Neukonstruktion, Verarmung
der Tier- und Pflanzenwelt. Sprauer hält sozusagen dagegen. Er
präsentiert seine Landschaftsbilder als klare, harmonische, in sich ruhende
Dokumente einer vom Verschwinden bedrohten Welt. Und hierin liegt jetzt
das sozialkritische Element seiner Bilder. Es besteht in der Mahnung, diese
leuchtende Landschaft zu schonen und zu schützen. Es ist zu hoffen, daß in
unserer Zeit der fortschreitenden Umweltzerstörung unsere Wahrnehmung
der Natur durch die Bilder Sprauers beeinflußt wird. Wenn es uns gelingt,
die Landschaft um uns mit seinen Augen zu sehen, ist vielleicht auch nach
hundert Jahren noch etwas davon erhalten. Michael Friedmann

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