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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 182
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Professor Rüdiger Becksmann, der in Lautenbach 1973 die 60 erhaltenen
Glasmalereien - die nur Stifter darstellen - in ihrer ursprünglichen Gestalt
rekonstruierte33, meinte, daß die Chorherren als Baupfleger der Wallfahrtskirche
auch Politik getrieben hätten. So schreibt er:

„Daß ein solches Werk (die Glasmalereien) in den Jahren 1482-88 zustande
kam, ist nicht allein dem Gemeinsinn der Stifter, sowie den besonderen
Fähigkeiten der Straßburger Glasmaler (aus der Peter Hemmel Werkstatt),
sondern wohl vor allem der Einsicht und dem diplomatischen Geschick jenes
Propsts von Allerheiligen zuzuschreiben, der als „magister operis"
Planung, Gestaltung und Ausführung der Verglasung entscheidend bestimmt
haben dürfte"?4

Der damalige Propst war Johannes Magistri (1477-1492), der im Achsenfenster
des Chores neben dem Bischof Albrecht von Bayern (verschollen)
an günstiger Stelle dargestellt wurde35. Alle anderen Glasfenster zeigen
Stifter aus verschiedenen sozialen Schichten. Dies bedeutet eine Einmaligkeit
in der Kunst der Glasmalerei. R. Becksmann schreibt weiter:

„Im Gegensatz zu Tübingen haben zum Bau und zur Ausstattung der Lautenbacher
Wallfahrtskirche Adlige, Geistliche und Bürgerliche gemeinsam
durch Stiftungen beigetragen. Die Farbverglasung spiegelt diese Situation
in selten umfassender Weise wider und gibt dadurch vielfältigen Einblick
in die gesellschaftlichen Verhältnisse einer durch Landadel und landstädtisches
Bürgertum geprägten bischöflichen Herrschaft im ausgehenden
15. Jahrhundert. "36

Diese Verhältnisse spiegeln sich dann entsprechend in der Rangordnung
des jeweiligen Platzes in der Kirche, der den Stiftern verliehen wird.

Auf der Nordseite (auch Epistelseite genannt) durften sich die niedrigeren
landstädtischen bürgerlichen Familien und der niedrigere Landadel darstellen
lassen (mit Ausnahme des Bildes Antons von Ramstein mit Ehefrau
Barbara von Staufenberg über dem wichtigen Nordportal). Unter den bürgerlichen
Stiftern: Konrad und Heinrich Wegstein mit Ehefrauen, der Notar
Johannes Nottenstein mit Pilgerin unter silbrigen Astwerkbaldachinen,
während die sie begleitenden religiösen Darstellungen von goldenen,
manchmal doppelstöckigen Baldachinen bekrönt sind.

Auf der Südseite des Langhauses (Evangelienseite genannt) finden sich
Stifterbilder aus dem niederen Adel, wie Bernhard und Maria aus dem
Sulzbach (Abb. 6) als Ehepaar, oder Stifterbilder reicher Bürger wie des
Schultheißen Heinrich Distelzweig mit Frau. Sie haben dann das Privileg,

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