Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 254
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0254
geschossigen Oberofen eingebaut, der im Frühjahr 1991 bei Ausgrabungen
im Bereich des Saumarktes in Karlsruhe-Durlach aufgedeckt werden konnte
(Abb. 13)30. Die Figuren stehen jeweils in einer Arkade mit engelskopf-
besetztem Bogenscheitel und eingestellten Tragefiguren. Als Zwickelornament
erkennt man zwei zur Mitte gewendete, traubenhaltende Putten. Die
Figuren im Innenfeld sind auf Schulterhöhe inschriftlich als Elemente ausgewiesen
. Sie halten charakteristische Attribute in ihren Händen. Die Reliefs
sind nach Kupferstichen von Hendrick Goltzius aus dem Jahre 1586
gearbeitet. Eine in Dresden aufbewahrte Kachel mit der Darstellung der
Allegorie des Windes trägt die Inschrift „VEST". Otto Lauffer interpretiert
sie als Nennung der aus Creussen stammenden Hafnerfamilie Vest31. Damit
kann das Relief mit einer namentlich bekannten Modelschneiderfamilie
mit faßbarem Oeuvre in Verbindung gebracht werden. Aufgrund ihrer
Verbreitung in Südhessen und im Rhein-Main-Raum dürfte die Elementeserie
in der Werkstatt des Frankfurter Model Schneiders Johannes Vest entstanden
sein. Ähnliches kann man auch für die Serie der Sieben Planeten
in der Art des Offenburger Merkurmodels annehmen.

Übereinstimmende Kachelfragmente der Elementeserie aus der Abwurf-
halde einer frühbarocken Hafnerei in der Wasserstraße in Offenburg (Abb.
14—15) zeigen, daß man auch in Offenburg über Model zur Herstellung
von Kacheln in der Art von Johannes Vest verfügte. Die Serie mit Planetengöttern
wäre in der vorgestellten Form eine sinnvolle Ergänzung der
Elementeserie gewesen. Der Nachweis der Elementeserie legt nahe, daß in
Offenburg ein direkter Zugang zu jenen Märkten bestand, auf denen Model
in der Art der Frankfurter Vest-Werkstatt - wie auch das Merkurmodel -
angeboten wurden.

Durch das Abformen aus einem keramischen Negativ war es möglich, tausende
gleichartiger Kacheln von dem Model auszuformen. Man kann daher
das Merkurrelief zu Recht als Massenware ansprechen, wie sie auf den
Märkten zu Hunderten angeboten wurde. Gleichzeitig waren Kacheln aus
dem Offenburger Merkurmodel Lehrstück und Präsentationsobjekt in einem
. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Merkurmodel als beredtes
Dokument einer längst vergangenen Epoche, aus der wir aufgrund des
Stadtbrandes von 1689 kaum noch Kenntnis besitzen.

Anmerkungen

1 Offenburg, Museum im Ritterhaus, Inv. Nr. 3839. Das 25,0 x 25,5 cm große Model besteht
aus hell brennendem Ton und weist auf seiner Rückseite einen nach innen abgeschrägten
, umlaufenden Steg auf. Die Bildmitte ist rückseitig durch einen Knauf verstärkt
. An dieser Stelle möchte ich Dr. Martin Ruch und Manuel Yupanqui vom Museum
im Ritterhaus herzlich danken, die wesentlich zum Entstehen des Aufsatzes beitrugen.

254


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0254