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orchestrierten Chormusik, wie sie im Zeitalter des Barock üblich geworden
war. Neben diesen konzertanten Kirchenstil trat im Zuge liturgischer Aufklärung
das deutsche Kirchenlied, das auch in Ettenheimmünster eine nicht
unbedeutende Rolle spielte.
Der gregorianische Choral war in Ettenheimmünster trotz des immer
größer werdenden Umfanges der in der Liturgie verwendeten konzertanten
Kirchenmusik im 17. und 18. Jahrhundert immer noch für den monasti-
schen Gottesdienst die Norm, war doch der Benediktinerorden schon immer
die besondere Pflegestätte des Choralgesanges. Natürlich blieben gerade
im 18. Jahrhundert die ästhetischen und theologisch-liturgischen
Streitfragen nicht aus, die sich aus den unterschiedlichen Musikanschauungen
bezüglich weltlicher und geistlicher Musik ergaben. Doch diese obgleich
interessante Fragestellung soll hier des Umfanges wegen nicht erörtert
werden. Die allgemeine Praxis des gregorianischen Chorals war im 18.
Jahrhundert noch ziemlich uneinheitlich, obwohl die römische Editio Me-
dicaea seit 1614 offiziell maßgebend war. Doch entstanden unabhängig
von ihr choralische Neukompositionen und auch Neufassungen älterer Melodien
infolge lokal unterschiedlicher Singarten. So ist es interessant, gregorianische
Melodiebildungen aus Ettenheimmünster mit anderen zu vergleichen
. (Vgl. Abb. 3).
Was die Acappella-Musik im Stile des 16. Jahrhunderts betrifft, so ist es
musikgeschichtlich äußerst interessant, daß sie in Ettenheimmünster
während des 18. Jahrhunderts noch in Gebrauch war, daß „der alte Stil"
noch gepflegt wurde. So sind Motetten und Litaneien, z.B. von Orlando di
Lasso, im Kloster gesungen worden. Und in einer Handschrift ist ein
4-stimmiges Salve Regina überliefert, das eine Parodiebearbeitung der
Chanson „Bon jour, mon coeur" von Lasso darstellt.
Die orchestrierte konzertante Kirchenmusik fand ihr Hauptrepertoire im
Meßordinarium, das immer im gänzlichen Zyklus vertont wurde, dagegen
wurden aus dem Bereich des Propriums nicht mehr alle Sätze vertont,
bevorzugt wurde das Offertorium, wie man aus dem Werkverzeichnis von
Ildefons Haas, das 15 Offertorien, op. 2 verzeichnet, sehen kann. Aus dem
Bereich des Offiziums war es hauptsächtlich die Vesper, die mehrstimmig
vertont wurde, entweder ganz oder auch nur in Teilen. Dazu kamen die
Hymnen, unter denen der Ambrosianische, nämlich das Te Deum, am häufigsten
vertont wurde.
Einen Überblick über die in Ettenheimmünster geübte musikalische Gestaltung
der Feste des Kirchenjahres gibt das „Breve Rituale"4 aus dem
Jahre 1773. Es ist dies eine wertvolle Quelle, die uns Aufschluß darüber
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