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kürzester Zeit eine millionenfache Verbreitung. Allein in den ersten zehn
Jahren wurden über 30 Millionen verteilt, davon ungefähr 10 % aus Silber
oder Gold, der Rest aus Kupfer40. Weltweite Verbreitung erfuhren die Medaillen
dann mit der Gründung der ,Erzbruderschaft vom Unbefleckten
Herzen Mariens (zur Bekehrung der Sünder)' 183841. Im 19./20. Jh. lagen
die Medaillen zur freien Entnahme in vielen Kirchen aus42. Bereits 1835
gab es italienischsprachige Ausgaben43, und auch in Deutschland wurden
bald Medaillen - mit deutscher Aufschrift („O Maria, ohne Sünde empfangen
, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen.") - hergestellt
(Kat. Nr. 6c), z.B. bereits vor 1848 von der Zinngießerei Schweizer in
Dießen am Ammersee44 sowie vom Kanisiuswerk in Konstanz und München
.
1894 führte Papst Leo XIII. das ,Fest der Erscheinung der unbefleckten
Jungfrau von der Wunderbaren Medaille' ein. Die Wundertätige Medaille
ist die verbreitetste Marienmedaille der katholischen Welt und noch heute
in Gebrauch; eine kirchliche Zeitschrift45 warnte 1989 vor dem „magischen
Denken" beim Tragen dieser Medaille, die Heftreihe ,Erlebnisse mit
der Wunderbaren Medaille' durfte 1988 die 4. Auflage des Heftes 7 erleben
.
Auf der Vorderseite dieser Medaillen steht eine Maria Immaculata in einem
langen Gewand mit Schleier auf der Weltkugel und zertritt eine
Schlange. Von ihren Händen (eigentlich von den Edelsteinen an ihren Fingern
)46 gehen Lichtstrahlen als Symbol der Gnaden aus. Die Umschrift
lautet MARIE CONCUE SANS PECHE PRIEZ POUR NOUS QUI
AVONS RECOURS A VOUS. Auf dem Revers findet sich ein M, überragt
von einem Kreuz, das auf einem in das M eingefügten Querbalken ruht;
darunter das dornenkranzumschlungene Herz Jesu und das dolchdurchbohrte
Herz Mariä. Ein Sternenkranz oder -bogen umfängt diese Darstellung
(im Original 12 Sterne)47. Im Laufe der Zeit entstanden zahlreiche
Varianten in allen gängigen Sprachen48. Außerdem findet sich häufig eine
der beiden Seiten der Wundertätigen Medaille auf anderen Medaillen:
Wallfahrts-, Sodalitäts-, Vereins-, Papst-, Missionsmedaillen.
Eine genaue Datierung der Medaillen ist wegen ihrer bis heute gleichartigen
Darstellung nur in Ausnahmefällen möglich, z.B. durch weitere Motive
(Verkündigung des Mariendogmas 1854, Papstjubiläen), bei der Wahl
des Motivs für eine Medaille einer Marianischen Sodalität mit bekanntem
Gründungsdatum oder auf Grund des Materials (Aluminium erst im 20.
Jh.). Die Jahreszahl 1830 (Kat. Nr. 6b) ist keine Datierung der Medaille,
sondern bezieht sich auf das Jahr der Vision.
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