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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 398
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ben vor allem die Bauten Weinbrenners bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts
, wie beispielsweise noch das Baden-Badener Großherzogliche
Palais von 1809 (später ,Palais Hamilton'), einige Ähnlichkeit mit einer
Berliner Stillage um 1800, der sogenannten französischen Revolutionsarchitektur
, in der der junge Schinkel selbst seine ersten architektonischen
Versuche unternommen hatte. Berliner und preußische Bauten dieser Zeit
fand Schinkel später ebenfalls mißglückt und es ist ein interessantes Phänomen
, daß er das eigene so geprägte Frühwerk durchweg verdrängte.
Über ästhetische Vorbehalte hinaus muß übrigens angenommen werden,
daß alte ungeklärte Animositäten zwischen Weinbrenner und der Berliner
Architekturszene bestanden, vielleicht noch aus Weinbrenners dortiger
Studienzeit im Winter 1791/9217.

In der kurzen Textpassage wird darüber hinaus Schinkels städtebauliche
Sensibilität erkennbar, die das reizvoll an den Hang geschmiegte Städtchen
als städtebauliches Kunstwerk wahrnahm. Nicht von ungefähr nennt der an
klassisch-antiken Vorbildern orientierte Baumeister hierfür und anderswo
die Metapher des (griechischen) Amphitheaters. Dieses ist nicht nur Inbegriff
des sich der Topographie geschickt einbindenden Bauens, sondern
oftmals selbst Ausgangspunkt eines Panoramablicks, indem der Blick des
Zuschauers von dort über Proszenium und Skene hinaus in die Landschaft
schweifen konnte. Wer beispielsweise das großartige Amphitheater im si-
zilianischen Taormina erlebt hat, das auch Schinkel schon 1804 begeistert
beschrieben und gezeichnet hatte18, weiß was gemeint ist.

„Als wir ums Theater herumgingen, hörten wir deutlich Baders
schöne Stimme19 in dem schönen Finale von der „Entführung aus
dem Serail", welches wir bis zu Ende draußen stehend mit anhörten
und so Natur- und Kunstgenüsse an diesem herrlichen Abend vereinter
fühlten. Ein reichlich zugerichtetes Mahl, wie es hierzulande
immer bereitet wird, stärkte uns in unserem Saal, und wir gingen
sehr glücklich schlafen."

Vielleicht kann man sagen, daß an diesem Baden-Badener Sommerabend
auch die gesuchte Erholung begonnen hatte. Doch Schinkel und seine Reisegenossen
dachten offenbar nicht im Entferntesten daran, dieses Erlebnis
etwa zu einem Bade- und Kuraufenthalt auszudehnen - sie waren Durchreisende
und manche Sehenswürdigkeit mußte unentdeckt bleiben. Die
selbstgewählte Eile trieb an, das nächste Ziel lockte. Am folgenden Dienstagmorgen
, den 20. Juli 1824 brach man zur Weiterfahrt auf: „Bei einem
heiteren, nicht heißen Tage hatten wir durch angenehmes, fruchtbares
Land eine schöne Reise. [...]" Das nächste Ziel war Kehl, von wo aus man
nachmittags einen Ausflug zu dem auch für die Geschichte der neugoti-

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