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nung aus Juden, daher taugt sein Urteil nichts." Der große deutsche Dramatiker
Lessing sei, so erinnert sich Bock, Hansjakob höchst unsympathisch
, weil er zu judenfreundlich sei27.
Hansjakobs antisemitischer Freundeskreis
Zu Hansjakobs Bekannten- und Freundeskreis gehörten zahlreiche prominente
katholische Antisemiten. Für ihn als Schriftsteller ein Vorbild war
der österreichische Antisemit Sebastian Brunner (1814-1893), der als
päpstlicher Hausprälat, apostolischer Pronotar ein vielgelesener Schriftsteller
und Satiriker war28. Ihn besuchte Hansjakob 1886 in Wien29. Für Brunner
war der Antisemitismus nur die „Notwehr gegen jüdischen Betrug, gegen
Volksaussaugung und unerträglich gewordene Judenherrschaft"30.
Eng befreundet mit Heinrich Hansjakob war der Wiener Prälat Josef Scheicher
(1842-1925), der Vorsitzende der Christlich-sozialen Partei Österreichs
, die wie die Christlich-soziale Partei des evangelischen Hofpredigers
Adolf Stöcker in Berlin eine Sammelbewegung der Antisemiten darstellte31
. Für Scheicher waren die Juden „Krokodilsbrut"32. Er plädierte
dafür, daß die „jüdischen Pressebestien" unschädlich gemacht werden sollten33
. Wenn die Christen so fortmachen, werde alles bald den Juden
gehören34. Scheicher verteidigte Hansjakob gegen die Angriffe der Zentrumspartei
und hob ihren gemeinsamen Kampf gegen die Juden hervor35.
Zum Freundeskreis Hansjakobs gehörte auch der entschiedene Antisemit
und Freiburger Theologieprofessor sowie spätere Bischof von Rottenburg
Paul Wilhelm von Keppeler (1852-1926)36. Er genoß als Prediger und
Schriftsteller hohes Ansehen. Seine zahlreichen antisemitischen Äußerungen
dürften viele Katholiken in ihren irrationalen und undifferenzierten antijüdischen
Vorurteilen bestärkt haben: „Die Juden sitzen den Christenvölkern
wie ein Pfahl im Fleisch. Sie saugen ihnen das Blut aus . . . Sie vergiften
mit Rohrzeptern giftgetränkten Federn die öffentlichen Brunnen der
Bildung und Moral durch Einwerfen ekliger, eitriger Stoffe."37
Das böse Wort von der „Ausrottung" der Juden
Durch diesen judenfeindlichen Freundeskreis wurde Hansjakob zweifellos
in seiner antisemitischen Haltung bestärkt. 1902, ein Jahr nach dem Erscheinen
von „In der Karthause", den Tagebuchblättern, in denen er „den
Juden heimleuchtet", so in seinem schon zitierten Brief an den sächsischen
Antisemiten Heinrich Emil Gräfe38, veröffentlichte Hansjakob seine Fami-
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