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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 521
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Bei aller Jovialität wußte man in den eigenen Reihen, wie gefährlich er
war. Ein offenbar stark angeheiterter SS-Mann schoß im Hotel „Wehrle"
auf Wandbilder, was er bald bitter bereute, und der bat die Wirtin flehentlich
, ihn nicht zu verraten, Himmler würde ihn an die Wand stellen. Sein
Rigorismus war in der eigenen Truppe gefürchtet.

Ein Aufenthaltsraum im Hotel „Wehrle" war voll von Stöpselschränken
und Hunderten von Kabeln, die von sog. „Blitzmädchen", Wehrmachtshelferinnen
, gesteckt wurden. Es herrschte eine ungeheure Aktivität „wie an
der Börse", angesichts der Kriegslage kein Wunder. Aus allen Heeresteilen
kamen Verbindungsoffiziere nach Triberg, die zu Himmler Kontakt hielten.
Auch Baidur von Schirach, seit 1940 Gauleiter und Reichsstatthalter in
Wien24, kam mit einer „Korona" nach dem Attentat auf Hitler in dieses
Hotel; unklar bleibt, ob dies ein zeitlicher Zufall war und ob es in den Zusammenhang
mit dem 20. Juli 1944 zu bringen ist.

Ein damals junger Major stieg in den Jahren nach dem Krieg im Hotel
„Wehrle" ab und berichtete, daß Himmler von diesem Haus aus den Versuch
machte, mit Graf Folke Bernadotte, einem Verwandten des schwedischen
Königs und Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, in
Verhandlungen zu treten, diese kamen am 18. Februar und am 2. April
1945 in Hohenlychen bei Falkenburg in Mecklenburg zustande, konnten
aber, wie bekannt, den angestrebten Sonderfrieden mit dem Westen nicht
erreichen.25

Das Triberger Jungvolk (10-14jährige Kinder) wollte Himmler einmal eine
Freude machen und zog singend durch die Stadt zum Bahnhof hinunter.
Dort wurden sie von einem SS-Mann weggejagt, weil Himmler gerade
schlief. Beim zweitenmal hatten sie „Glück". Himmler kam aus seinem
Wagen und äußerte sich erfreut, sie sollten so weitermachen. Konnte sich
der Vollstrecker von Hitlers Rassenprogramm selbst besser charakterisieren
? Sah und hörte er doch hier tatsächlich den „Erfolg" der NS-Pädago-
gik, die verhindern wollte, daß „minderwertige Lieder" gesungen wurden
.26

Zu welch ordinärem, primitivem, menschenverachtendem Singsang die
Kinder mißbraucht wurden, was dem Reichsführer-SS eine Freude machen
sollte, zeigt der Text des Liedes:

„Krumme Juden ziehn dahin, daher.
Sie ziehn durchs Rote Meer.
Die Wellen schlagen zu.
Die Welt hat Ruh. "

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