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und Reutfelder in bester Lage, die zusätzlich mit Reben bebaut werden
konnten63.
Der Rückgang der Rebflächen war nicht nur auf unmittelbare Kriegsfolgen
zurückzuführen, d. h. auf die planmäßige Verwüstung der Rebkulturen, den
Verlust des Viehbestandes und des Kellergerätes und die Flucht der Rebbauern
. Auch indirekte Auswirkungen müssen gesehen werden: Der Mangel
an Lebensmitteln förderte die Subsistenzwirtschaft, der Weinhandel
wurde durch die Kriegsereignisse erschwert, letztlich fehlte es an Arbeitskräften
, um die arbeitsintensiven Rebkulturen bewirtschaften zu können. In
welchem Maße auch die Staufenberg benachbarte Herrschaft Oberkirch
vom Rückgang betroffen war, sollen zwei Beispiele verdeutlichen. So betrug
die Rebfläche am Fürsteneck nur noch 8V2 Acker (1,7 ha), an der Ul-
lenburg nur noch 4V2 Acker (0,9 ha)64.
Einen beachtlichen Aufschwung im Amt Staufenberg nahm der Weinbau
nach 1771, als nach dem Tod des letzten Markgrafs von Baden-Rastatt,
Ludwig August, die Markgrafschaften wiedervereinigt wurden und Karl
Friedrich von Baden-Durlach Landesherr wurde. Er war stark von den aufklärerischen
Reformideen des Physiokratismus beeinflußt. Danach sah
man in der Förderung der Landwirtschaft und des Weinbaus die Grundlage
des Wohlstands. Auch und gerade im Bereich des Weinbaus wurden die
Reformideen wirksam.
Präsident von Gayling, der 1771 in die Herrschaft Staufenberg entsandt wurde
, war mit dem Zustand der Rebhöfe und Weinbaukulturen sehr unzufrieden
. Den Wald habe er in verwüstetem Zustand gefunden, die Viehzucht sei
auf einem schlechten Stand, die Weiden seien mager, die Rebhöfe noch allesamt
mit Stroh bedeckt und meist vernachlässigt, die Bebauer gegenüber der
Herrschaft mit Schulden belastet, die Reben infolge mangelhafter Düngung
in einem schlechten Zustand65. Mit dem Übergang zur Stallfütterung wurde
nicht nur das Weiden in dem fast nur aus Hecken bestehenden Stollenwald
abgestellt, sondern auch die Grundlage für eine bessere Düngung geschaffen
. Auf öden Plätzen und auf Weideland wurde der Anbau von Futterkräutern
verordnet, die Inhaber der Rebhöfe erhielten Kleesamen.
Bislang hatte man den Bedarf an Rebstecken dadurch gedeckt, daß man
aus dem Renchtal für teures Geld Rebstecken für die herrschaftlichen Rebhöfe
gekauft hatte. Die Holzpreise waren hoch, da in der Ortenau „allseitiger
Holzmangel" herrschte66. In einem Memorandum des staufenbergischen
Amtsmannes wurden 1783 Kostenberechnungen darüber angestellt,
welche Holzart zur Herstellung von Rebstecken am kostengünstigsten sei.
Dabei wurde errechnet, daß 1000 Rebstecken aus Eichenholz 20 fl. und
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