http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0619
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Abb. 10: Das Oberkircher Bezirksamt drängte auf den Einsatz chemischer
Bekämpfungsmittel
pen befanden. Auch in Haslach setzte man 1907 Schulkinder ein, die die
Rebstecken nach Schädlingen abzusuchen hatten146.
Gegen die Pilzkrankheiten setzte man im Bezirksamt Oberkirch 1890 erstmals
chemische Mittel ein; das Zeitalter der Chemie im Weinbau begann.
Gegen die Blattfallkrankheit begann man Kupferkalkbrühe einzusetzen.
Den Mehltau bekämpfte man mit pulverisiertem Schwefel147. Auf kleinen
Flächen wurde das Pulver mit einer Schwefelbüchse ausgebracht, auf
größeren setzte man einen Schwefelblasebalg ein. Die Initiative zur Anschaffung
von Rebspritzen für die Bekämpfung der Blattfallkrankheit ging
zunächst hauptsächlich von den Gemeinden und vom Landwirtschaftlichen
Verein aus. Auch Private beteiligten sich. 1891 diskutierten Gemeindebehörden
, Rebbeobachtungsorgane, die Direktion des Landwirtschaftlichen
Bezirksvereins und der Bezirksrat, „ob das Rebspritzen obligatorisch
zu machen sei". Denn „ein Teil der Rebbauern allerdings konnte mit aller
Bildung und Warnung nicht dazu gebracht werden, das bewährte Mittel
anzuwenden. Sie werden erst später durch den sichtbaren Schaden an
ihren Reben über ihre Unklugheit bitter belehrt"148. Um 1910 ging man
auch dazu über, den Sauerwurm chemisch zu bekämpfen. Dazu setzte man
Nikotin ein149. Ertragsausfälle ließen sich nicht verhindern; zu den Schädlingen
kam schließlich noch die Reblaus hinzu, zu deren Bekämpfung es
kein Mittel zu geben schien.
Welche katastrophalen Auswirkungen diese Krise des Weinbaus hatte, läßt
sich am besten am Beispiel der Winzergemeinde Tiergarten zeigen. Ein
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