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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 642
(PDF, 127 MB)
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den Reichstag ein. In seinem ganzen weiteren Lebensweg bemühte er sich,
die praktischen Folgerungen aus der Wahrheit, die er als junger Abiturient
beschworen hatte, zu finden.

Auch hier kurz die Frage: Wie haben wir uns dem geistigen Erbe Ludwig
Franks gegenüber verhalten? Zunächst: In unserem Arbeitskreis haben wir
uns bisher kaum mit ihm befaßt. Sein Geburtshaus trägt eine Inschrift; in
Lahr ist ein Heim nach ihm benannt. Da Franks Lebensweg weit über die
Ortenau hinausweist, möchte ich hier nicht Beispiele, die über die Ortenau
hinausgehen, wiedergeben, sondern nur pauschal sagen, daß er mit seinem
Lebenszeugnis für die zentralen Sätze seiner Abiturrede stand, die Wahrheit
nicht bloß zu suchen.

Dies gilt auch für seinen Dienst als Kriegsfreiwilliger und seine Zustimmung
zu den Kriegskrediten, die - aus heutiger Sicht - immer wieder
Menschen irritieren. Sie fragen: „Wie konnte dieser Verfechter für Frieden
und Gerechtigkeit, der auf Pazifistenkongressen eine wichtige Rolle spielte
, so etwas tun?" Diese Frage, die ja auch eine Frage an die Sozialdemokratie
zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges ist, kann ich
hier nicht eingehend behandeln. In wenigen Monaten wird eine Frank-Bio-
grafie des Mannheimer Forschers Karl Otto Watzinger erscheinen, welche
Auskunft gibt. Ich möchte nur für mich festlegen, daß dieser Opfergang
meines Erachtens nicht gegen die Wahrheit verstößt, die Ludwig Frank
suchte und aus der er Folgerungen zog. Er war, wie Hedwig Wachenheim
festlegte, ein „wurzelfester" Sohn des Landes, und in der Ortenau hatte er
bleibende Impulse empfangen, die er nie verleugnete. Dazu gehörte auch
eine Vaterlandsliebe, die als Zugehörigkeitsmerkmal zum Vaterland, bei
unausweichlichem Krieg, den Soldatentod akzeptierte. Wenn man seine
Zustimmung zu den Kriegskrediten 1914 und seine Meldung als Kriegsfreiwilliger
als Fehler werten will, so war dies ein Fehler der politischen
Einschätzung, nicht ein Verlassen der Wahrheit. Dieser Fehler war sicher
mitverursacht durch das übersteigerte patriotische Milieu jener alemannischen
Landgemeinden, von denen er in seiner Jugendzeit geprägt wurde.
Extremes Beispiel für dieses Milieu ist das Kriegerehrenmal des Krieges
1870/71 auf dem Kirchhof der Nachbargemeinde Wittenweier. Dort heißt
es, eingemeißelt in Stein:

Hoch über Menschengunst
und ödem Erdenland
strahlt ewig jung und schön
der Tod fürs Vaterland.

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