http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0673
lieh (vgl. Karl-Heinz Debacher/Franz Grüninger
, Bearb., Alt-Rust in Bildern. Ein
heimatkundliches Bilderbuch für Alte und
Junge, Alteingesessene und Neubürger,
hrsg. von der Gemeinde Rust, Horb a.N.
1992).
Der eben besprochene Aspekt beeinträchtigt
in einem wichtigen Punkt den Gesamteindruck
eines sonst sehr empfehlenswerten
Bandes. Man kann sich dennoch
schon auf die folgenden Bände und weitere
fotografische Überraschungen in dieser
Qualität freuen. Zugleich ist allerdings zu
hoffen, daß in den kommenden Bänden
größere historische Sensibilität bewiesen
wird. Uwe Schellinger
Dieter Langewiesche (Hg.), Demokratiebewegung
und Revolution 1847 bis
1849. Internationale Aspekte und
europäische Verbindungen. Karlsruhe
1998. 230 Seiten.
Offenburg ist eine Woche nach dem Freiheitsfest
vom 12.-14. September 1997
Schauplatz eines internationalen wissenschaftlichen
Kolloquiums gewesen. Der
vom Tübinger Historiker Dieter Langewiesche
herausgegebene Band Demokratiebewegung
und Revolution 1847 bis
1849 versammelt die Beiträge dieses Kolloquiums
. Die Publikation macht noch
einmal klar, daß das volkstümliche Fest in
eine Gesamtkonzeption eingebettet gewesen
ist, in der die Aufarbeitung des regionalen
historischen Hintergrundes eine
zentrale Bedeutung einnahm. Schlagender
Beweis: Das Buch ist die nunmehr siebte
Publikation des Karlsruher Braun-Verlages
zur badischen Revolution. Sechs dieser
Veröffentlichungen, darunter die
Bücher von Rainer Schimpf zu Offenburg
zwischen 1802 und 1847 und von Franz
X. Vollmer zu Offenburg 1847/48, sind
von Offenburg initiiert worden.
Zentrales Thema von Demokratiebewegung
und Revolution ist die europäische
Dimension der Revolution von 1848. Im
Untertitel heißt es denn auch: Internationale
Aspekte und europäische Verbindungen
. Es wird zum Beispiel danach gefragt,
ob sich die Menschen wechselseitig so
wahrgenommen haben, daß von einem
europäischen Kommunikations- und Erfahrungsraum
gesprochen werden kann.
Neben diesem Interesse für die „breite
Masse" der Menschen, wird auch danach
geforscht, ob es eine Internationale der
Revolution und der Gegenrevolution gegeben
hat. Politische Geschichtsschreibung
verbindet sich hier mit Alltags- und
Kommunikationsgeschiche.
Nie zuvor, so Dieter Langewiesche in
seinem einleitenden Aufsatz, hat ein so
eng geknüpftes Informationsnetz Europa
überzogen. Eine Kommunikationsgeschichte
der europäischen Revolution von
1848 fehlt bis heute. Klar ist nur, daß das
Informationsgefälle zwischen Groß- und
Kleinstadt, zwischen Stadt und Land
flacher wurde. So war zum Beispiel die
kleine Stadt Offenburg die politische Zentrale
für die Politisierung des Landes Baden
. Nachrichten aus Wien, Paris oder
Berlin waren binnen weniger Tage der
Bevölkerung verfügbar. Diese Europäisierung
der Politik ging mit einer Nationalisierung
innerhalb des Kommunikationsraumes
Europa einher. Denn: Wer auf
Europa schaute, so Langewiesche, sah
sich selber, fragte nach dem Zustand des
eigenen Landes.
Die einzelnen Aufsätze beschreiben diesen
europäischen Raum unter unterschiedlichen
Blickwinkeln: Rudolf Jaworski
betrachtet den Völkerfrühling 1848,
während Jörg-Detlef Kühne die verschiedenen
Verfassungsstiftungen in Europa
miteinander vergleicht. Wolfram Sieman
umreißt die Problematik von Asyl, Exil
und Emigration, Manfred Botzenhart erläutert
die Außen- und Innenpolitik der
Provisorischen Zentralgewalt. Johannes
Paulmann widmet seinen Beitrag den Reaktionen
der europäischen Monarchien
auf 1848/49 und fragt, ob sie „die erste
673
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0673