http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0084
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Manfred Merker
Bei der anschließenden Bauaufnahme wurden dem Zeichner die Einzelmaße
diktiert, der sie dann mit Bleistift auf Millimeterpapier übertrug.
Diese Urzeichnung war die zweite Interpretation des Objekts, denn vom
zeichnerischen Können und dem individuellen Bleistiftstrich hing es ab,
wie detailgenau die Abbildung ausfällt. Diese Bauaufnahme wurde ergänzt
durch Textbeschreibungen zum Steinmaterial, der Mörtelqualität und andere
Ergänzungen, die durch tagelanges Betrachten einer Bruchsteinwand
entstehen. Alle Arbeiten wurden im Wechsel ausgeführt, damit jeder Teilnehmer
alle Arbeitsgänge erlernen konnte.
Die abschließende Reinzeichnung erfolgte am Reißbrett als Fortsetzung
der Feldarbeit bei den Bauaufnahmen. Dabei wurden alle Bleistiftzeichnungen
des Millimeterpapiers mit Tusche auf Transparentpapier übertragen
. Durch Schraffuren, unterschiedliche Strichstärken und grafische
Zutaten erfuhr die Vermessung somit eine dritte Interpretation. Die Zeichnungen
waren damit so aufbereitet, daß sie publiziert werden konnten als
Grundlage für weitere vergleichende, interpretierende und einordnende
Forschertätigkeit.
Nach Abschluß der langwierigen Arbeiten vor Ort und im Architekturbüro
stellte sich das Team um Herrn Brudy mit Recht die Frage, ob es Sinn
macht, im Zeitalter von digitaler Fotografie, Fotogrammetrie und CAD soviel
Zeit für eine steingerechte Vermessung mit manueller Arbeit in einem
dunklen, feuchten und kalten Keller zu verbringen. Die positive eigene
Antwort lautete: „Die Auseinandersetzung mit dem Objekt, die unterschiedlichen
Interpretationsmöglichkeiten und die Beschäftigung mit jedem
einzelnen Stein kann bei einer verantwortungsvollen, gewissenhaften
Grundlagenforschung nicht durch das Arbeiten mit technischen Reproduktionen
ersetzt werden, die als vermeintliche Dokumentation nur das Arbeiten
am Duplikat, nicht aber am Original erlauben. Um dies den Schülern
zu vermitteln, wurden sie zu dieser Bauaufnahme angeleitet."10
VI Fundpräsentation und Kellermuseum
Nach unserer Volksbankausstellung hatten wir alle gezeigten Funde und
Exponate in den ehemaligen Archivraum der Arztpraxis Dr. Kanzler transportiert
und sie dort mit Einverständnis des Landesdenkmalamtes bis auf
weiteres in situ archiviert, ohne sie in das räumlich beengte Freiburger Archiv
oder das neue zentrale archäologische Landesarchv in Rastatt abgeben
zu müssen, das Ziel unserer archäologischen Jahresexkursion werden sollte
. Auch unsere AG-eigenen leeren Tisch- und Schrankvitrinen aus dem
Fond der „Jugendstiftung Baden-Württemberg" wurden dorthin getragen.
Ehe in ihnen die ohne Zweifel wertvolleren Funde der Grimmelshausenzeit
aus dem Brunnenschacht ihren Platz finden sollen, wollten wir sie einstweilen
für die Präsentation der Gangfunde nutzen und damit den Anfang
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