http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0089
89
Zum Flurnamen Strut/Strüt
Ernst Schneider
Althochdeutsch ,struot' wird in den althochdeutschen Glossen mit ,palus,
Sumpf übersetzt. Der älteste Strut-Be\eg kommt in der zweiten Würzburger
Markbeschreibung von 799 vor: .in die hurwTnün struot, diu dar heizzit
Giggimada'. Zugrunde liegt die Bedeutung .Sumpf, ergänzt durch althochdeutsch
hurwm ,kotig'. Im Mittelhochdeutschen hat sich eine Bedeutungsvariante
herausgebildet; mittelhochdeutsch ,struot, strüt' bedeutet
.Sumpf, ferner ,Gebüsch, Dickicht, besonders sumpfige, nasse Gegend'.
(Lexer 2, Sp. 1254. - Bach 2. Bd., § 309, 362. - Udolph S. 272 f.).
Udolph gibt eine reichhaltige Zusammenstellung von Strut-Vorkommen,
deren Zentrum in den deutschen Mittelgebirgen liegt. Die norddeutsche
Tiefebene, das niederrheinische Tiefland und Süddeutschland weisen geringere
Vorkommen auf. Aus dem Oberrheingebiet führt Udolph S. 288
lediglich zwei Belege an: ,Struot, Struotweide', bei Hirsingen/Elsaß, und
,in der Struote' 1320, Straßburg. Zur Verbreitung vgl. Udolph S. 226 (Verbreitungskarte
). - Dittmaier S. 70 (Karte 13: Fenn, Strut). - Ramge (Karte
124: Strut).
Schwäbisches Wörterbuch 5, Sp. 1887, nennt zahlreiche Strut-Namen,
die von Udolph berücksichtigt wurden. Badisches Wörterbuch 2, S. 642,
erwähnt Herrenstrüt/Herrenstried, 1895, Flurname auf Gemarkung Brötzingen
(Pforzheim), verweist auf Gestrüt und Strüt. Ebenda 2, S. 400, ist
Gestrüt n., mundartlich gsdriad mit der Bedeutung .Durcheinander' 1910
Ettenheim, verzeichnet. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. Rudolf
Post, Leiter des Badischen Wörterbuchs an der Universität Freiburg
i. Br., sind in der Wörterkartei unter Strüt mehrere Flurnamen vermerkt.
Auf Gemarkung Altenheim (Kehl) ist ,in der Striedt/Strüt' 17. Jh., mundartlich
in der ,sdriad' überliefert. .Strüt', mundartlich ,sdrit', zählt zu den
Flurnamen von Oberweier/Murgtal. ,Strüt' heißt Wald auf Gemarkung
Höhefeld (Wertheim). Dieser Beleg schließt sich an die hessischen Vorkommen
an.
Zu dem von Udolph ausgebreiteten Namengut bilden unsere Belege
eine Ergänzung. Diese Strut-Namen, teils unveröffentlicht, teils aus dem
einschlägigen Schrifttum übernommen, gehören der Ortenau an, und zwar
überwiegend Gemarkungen des früheren Landkreises Bühl. Ihnen folgen
Vorkommen aus dem Murg- und Albtalbereich. Diese Strut-Namen sind
erst in mittelhochdeutscher und frühneuhochdeutscher Zeit bezeugt, so daß
die einzelnen eingangs genannten Bedeutungsvarianten in Betracht kommen
.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0089